Begriff Use Case Methodik
Definition
Methode zur Spezifikation von Anforderungen im Rahmen komplexer Systeme zur Ableitung von Systemarchitekturen, von benötigten Funktionen und Komponenten sowie zugehörigen technischen Regeln, Prozessen, Kommunikationsprotokollen und Datenmodellen
Quelle: SG-CG/M490/F. (11/2014)
Englisches Glossar: use case methodology
Abkürzung: keine
Bemerkung: keine
Beziehungen
- Use Case Methodik hat Bestandteil Use Cases
Weitere Erläuterungen zum Begriff Use Case Methodik
Begriffsliste
- Aktivität
- Anwendungsfall (synonym zu Use Case)
- Business Case
- Business Use Case
- Energiesystemregelungsfunktion
- Entscheidungsfunktion
- Flexibilität
- Geschäftsmodell
- High Level Use Case
- Messfunktion
- Steuerungsfunktion
- Systemschutz
- System Use Case
- Technischer Use Case
- Use Case
- Use Case Methodik
- Wissensfunktion
Grundlagen zu Use Cases, Funktionen und Eigenschaften
Die Vielfalt der Technologien und deren Annäherung in neuen und aufstrebenden Märkten sowie einem dezentraleren Energiesystem, insbesondere solche, die eine groß angelegte Infrastruktur benötigen – erfordern einen Top-down-Ansatz zur Erlangung interoperabler Lösungen, beginnend auf der Systemebene oder der Systemarchitekturebene statt auf der Produktebene (DIN IEC/TS 62913–1). Systemnormen entstehen in verschiedenen Sektoren wie Energie, Umwelt, Sicherheit und Gesundheit sowie Smart Cities.
Damit entstehen in der internationalen Normung (z.B. IEC) Systemkomitees, um Referenzarchitekturen, Anwendungsfälle (siehe Begriff Use Case und zugehörige Begriffe im Glossar) und geeignete Normen und Anleitungen zu den Schnittstellen, Funktionalitäten und Interaktionen eines Systems zu definieren.
Ziel ist die Interoperabilität in einem vernetzten System vielfältiger Komponenten mit in verschiedensten Organisationsformen interagierenden Akteuren. Die gemeinsame Use Case Methodik bildet dabei die Grundlage, neue Anforderungen an die Normung zu identifizieren, standardisierte Regeln, Prozesse, Kommunikationsprotokolle und Datenmodelle voranzutreiben sowie gemeinsame technische Regeln zu vereinbaren.
Die Top-Down-Methodik zur Beschreibung von Anwendungen im Gesamtsystem bezogen auf Komponenten als Bestandteile des Systems basiert auf der Formulierung von Anwendungsfällen (Use Cases). Anwendungsfälle sind Mittel, um von der Systembetrachtung schrittweise zum einzelnen Produkt zu führen, dass sich in das Gesamtsystem interoperabel und damit wirtschaftlich einfügen kann.
Die Spezifikation der Anwendungsfälle im Smart Energy Systemen erfolgt in zwei Schritten:
- Schritt 1: Beschreibung von Business Use Cases (BUC)
- Schritt 2: Beschreibung von System Use Cases (SUC)
Ein Business Use Casedefiniert dabei Rollen und Verantwortlichkeiten zur Ausführung betriebswirtschaftlicher Prozesse als Kette von Aktivitäten im Rahmen einer Wirtschafts- und Ordnungspolitik.
Ein System Use Case definiert Funktionen eines Systems, die einen oder mehrere betriebswirtschaftliche Prozesse und enthaltene Aktivitäten eines BUC unterstützt.
Mit der Beschreibung eines Business Use Cases werden Akteure, Parteien, Rollen und Verantwortlichkeitenzugeordnet, der Rahmen aus Politik, Regulierung, Anreizen und Geschäftsmodelldefiniert, die Geschäftsdienste und Prozesse detailliert sowie der Geschäfts- und Handlungsnutzen (Business Case) erfasst.
Die Spezifikation von System Use Cases startet bei den Funktionen eines Systems. Weiterhin werden die zu nutzenden Komponenten und die Kommunikation zwischen den Komponenten auf Basis vereinbarter Informationsmodelle und Nachrichtentypen (Kommunikationsprotokolle) definiert. Zur Einordnung der Funktionen und Komponenten in das Smart Energy System sowie für die Darstellung genutzter Modelle und Protokolle wird das SGAM-Framework genutzt. Den mit nachfolgender Abbildung dargestellten fünf SGAM-Ebenen werden verschiedene Aspekte der Organisation, Information und Kommunikation zur Betrachtung von Interoperabilität zugeordnet.
Die Inhalte der SGAM-Ebenen bei der Spezifikation von Use Cases bezogen auf Interoperabilitätsaspekte beschreibt nachfolgende Abbildung.
Abb.: Typische Inhalte der Beschreibung von Use Cases auf den verschiedenen Interoperabilitätsebenen
Die Beschreibung der Use Cases erfolgt mit einem Template in den drei folgenden Schritten:
- Business Use Case und Konzept System Use Case
- Prozess- und Systembeschreibung
- Ablaufspezifikation (Sequenzdiagramme)
Mit der fachlichen Spezifikation eines High-Level-Use-Case (HLUC) wird zuerst eine allgemeine Idee zu einem System Use Case zur Anwendung von Funktionen eines Systems beschrieben, die zur Ausführung eine Business Use Case genutzt werden, wobei der Use Casein verschiedener Weise realisiert und dabei nicht auf eine spezifische Systemarchitektur gemappt wird.
Später definiert ein technischer Use Case die Implementierung eines System Use Cases zur Anwendung von Funktionen eines Systems, die zur Ausführung eines Business Use Case genutzt werden, wobei der Use Case im Rahmen einer spezifisches Systemarchitektur abgebildet wird.
Verweise
SG-CG/M490/F. (11/2014). SG-CG/M490/F_Overwiev of SG-CG Methodologies. Report Version 3.0. Brüssel: European Commission M/490 Mandate CEN-CENELEC-ETSI Smart Grid Coordination Group.