Dampfmaschine im Cyber War

Was uns die Dampfmaschine im Cyber War noch heute lehren kann

Dampfmaschine im Cyber War
Dampfmaschine im Cyber War, copyright by Adobe Stocks Nr. 18762992

Inhaltsverzeichnis

  1. Vor­wort — Dampf­ma­schi­ne im Cyber War
  2. Zusam­men­fas­sung — Inno­va­ti­ons­im­pul­se statt Detailregulierung
  3. Emp­feh­lun­gen zur EEG- und EnWG-Novel­le — Auto­no­mie hin­ter dem Netzanschluss
  4. Trei­ber der Energiewende
  5. Stan­dards sind Bin­de­glied zwi­schen Inno­va­ti­on und Sicher­heit — Gestal­tungs­ebe­nen wirt­schaft­li­cher Entwicklung
  6. Eigen­ver­sor­gung und Energiegemeinschaften
  7. Emp­feh­lun­gen für die Schnitt­stel­le zum Prosumenten
  8. C/sells-Posi­ti­on zum Stu­fen­mo­dell des BMWI zur Wei­ter­ent­wick­lung von Stan­dards für die Digi­ta­li­sie­rung der Energiewende
  9. Tech­ni­sche Detail­re­gu­lie­rung im EEG unter Blick­win­kel der Abgren­zung von Rechts­sys­tem, nor­ma­ti­ver Basis und Innovation
  10. Lab Hybrid — Digi­ta­ler Netz­an­schluss und auto­no­mes Ener­gie­ma­nage­ment — Blau­pau­se für Novel­lie­rung EnWG und EEG

Dampfmaschine im Cyber War

Grenzen staatlich gelenkter, technischer Detailregulierung

Um gleich zu Beginn kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men zu las­sen; mit dem Arti­kel „Die Dampf­ma­schi­ne im Cyber War“ wird kein unre­gu­lier­tes Markt­ge­sche­hen gefor­dert. Die Rol­le des Staa­tes für eine funk­tio­nie­ren­de, demo­kra­ti­sche Gesell­schaft mit sei­nen Schutz­funk­tio­nen für den Ein­zel­nen sowie das Wohl­erge­hen der Gesell­schaft bleibt unumstritten.

Trotz­dem ist das Ver­hält­nis zwi­schen staat­li­cher Regu­lie­rung im Rechts­sys­tem sowie Ver­ein­ba­rung und Anwen­dung von Nor­men und Stan­dards durch die Wirt­schaft als auch Beför­de­rung von Inno­va­tio­nen neu aus­zu­ta­rie­ren.  Dies folgt aus der not­wen­di­gen Neu­aus­rich­tung zwi­schen Glo­ba­li­sie­rung und regio­na­lem Han­deln, der zuneh­men­den Ver­net­zung der rea­len Welt durch die Digi­ta­li­sie­rung sowie den gegen­sei­ti­gen Abhän­gig­kei­ten bei der Res­sour­cen­nut­zung unter den Bedin­gun­gen des Klimawandels.

Das von einem hohen Grad tech­ni­scher Detail­re­gu­lie­rung gepräg­te Vor­ge­hen in Deutsch­land bei der Trans­for­ma­ti­on des Ener­gie­sys­tems ist an sei­ne Gren­zen gekom­men. Dies zeigt sich ins­be­son­de­re bei der Betrach­tung des natio­na­len Son­der­we­ges zur Gewähr­leis­tung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit sowie des Daten­schut­zes unter den Bedin­gun­gen eines zuneh­mend digi­tal ver­netz­ten Energiesystems.

Con­stan­ze Kurz – Spre­che­rin des Com­pu­ter Cha­os Clubs – ana­ly­siert hier­zu im Buch „Cyber War – Die Gefahr aus dem Netz“ die ver­schie­de­nen Metho­den staat­li­chen Vor­ge­hens mit aggres­si­ven und defen­si­ven Metho­den, um die Infor­ma­ti­ons­tech­nik und Infra­struk­tu­ren im eige­nen Land zu schützen.

Die bis­he­ri­gen Ansät­ze für Güte­sie­gel im Bereich der Infor­ma­ti­ons­si­cher­heit beru­hen auf eher sta­ti­schen Zer­ti­fi­zie­rungs­me­tho­den wie dem Com­mon — Cri­te­ria — Pro­zess, der ver­sucht, auf gene­rel­len Prin­zi­pi­en für das Design von siche­rer Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung auf­zu­bau­en. Es ist ein Schreib­tisch­test, der lan­ge Check­lis­ten von Sicher­heits­maß­nah­men und Design­kri­te­ri­en abar­bei­tet, die jedoch kei­nen Pro­zess, son­dern einen Zustand beschrei­ben. Das Pro­blem dabei ist auch, dass die Zer­ti­fi­zie­rung typi­scher­wei­se meh­re­re Jah­re dau­ert – in der digi­ta­len Welt ist das eine hal­be Ewig­keit. Im Ergeb­nis hat man dann ein Sys­tem, das zwar zer­ti­fi­ziert, aber in der Pra­xis durch die inzwi­schen weit fort­ge­schrit­te­nen Erkennt­nis­se über Sicher­heits­lü­cken auf ver­schie­de­nen Wegen angreif­bar ist.“

Was die Dampfmaschine und das Smart Meter Gateway unterscheidet

Der staat­lich gelenk­te Pro­zess mit Unter­stüt­zung des Bun­des­am­tes für Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­tech­nik (BSI) unter Anwen­dung von Com­mon Cri­te­ria schuf bei­spiels­wei­se das geschütz­te Smart Meter Gate­way für intel­li­gen­te Mess­sys­te­me in der Ener­gie­wirt­schaft. Der Zeit­raum von der Beauf­tra­gung bis zur Anwen­dung zer­ti­fi­zier­ter Gate­ways umfass­te aber zehn lan­ge Jah­re, eine Ewig­keit bezüg­lich des Inno­va­ti­ons­tem­pos in der Infor­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie. Ein wei­te­rer Pro­zess zur Nut­zung des Gate­ways für wei­te­re Anwen­dungs­fäl­le wur­de nach­fol­gend von staat­li­cher Sei­te in Gang gesetzt und gefähr­det nun voll­stän­dig deren Erfolg.

Bei die­sem Vor­ge­hen wird die bis­he­ri­ge Tren­nung der Defi­ni­ti­on grund­le­gen­der Anfor­de­run­gen im Rechts­sys­tem sowie Schaf­fung einer nor­ma­ti­ven Basis durch die Exper­ten von Wis­sen­schaft und Tech­nik auf­ge­ho­ben. Um das bis­he­ri­ge Vor­ge­hen zu ver­deut­li­chen, nutzt Con­stan­ze Kurz im genann­ten Buch das Bei­spiel der Dampfmaschine.

Die ers­ten Dampf­ma­schi­nen explo­dier­ten noch häu­fig. In der Fol­ge kon­trol­lier­ten die Inge­nieu­re gegen­sei­tig die Kon­struk­tio­nen und schu­fen spä­ter eine gemein­sa­me Insti­tu­ti­on. Auf die­ser Basis ent­stand der TÜV, der auf Grund­la­ge von all­ge­mei­nen Anfor­de­run­gen des Staa­tes jeg­li­che tech­ni­sche Umset­zung prüft und deren Kon­for­mi­tät bezüg­lich staat­li­cher Anfor­de­run­gen sowie bestimm­ter inter­na­tio­na­ler Nor­men der Indus­trie bestä­tigt. Tech­ni­scher Fort­schritt in einer Viel­zahl von Pro­duk­ten wird hier­mit bezüg­lich der Umset­zung nach ent­spre­chen­den Rah­men­be­din­gun­gen durch tech­ni­sche Exper­ten­or­ga­ni­sa­tio­nen geprüft und nicht durch staat­li­che, tech­ni­sche Detail­re­gu­lie­rung. Bezüg­lich der Sicher­heit in der Infor­ma­ti­ons­tech­nik begeht Deutsch­land hier einen Son­der­weg, der zum Hin­der­nis inter­na­tio­na­ler Wett­be­werbs­fä­hig­keit der natio­na­len Wirt­schaft wird.

Einen Aus­weg aus die­sem Dilem­ma suchen die nach­fol­gen­den Kapi­tel an Bei­spie­len der Umset­zung der Ener­gie­wen­de, um die Erkennt­nis­se zur Dampf­ma­schi­ne im Cyber War zu nutzen.
Lei­men, den 12. Okto­ber 2020

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design

Über Andreas Kießling 105 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

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