Inhaltsverzeichnis
- Vorwort — Dampfmaschine im Cyber War
- Zusammenfassung — Innovationsimpulse statt Detailregulierung
- Empfehlungen zur EEG- und EnWG-Novelle — Autonomie hinter dem Netzanschluss
- Treiber der Energiewende
- Standards sind Bindeglied zwischen Innovation und Sicherheit — Gestaltungsebenen wirtschaftlicher Entwicklung
- Eigenversorgung und Energiegemeinschaften
- Empfehlungen für die Schnittstelle zum Prosumenten
- C/sells-Position zum Stufenmodell des BMWI zur Weiterentwicklung von Standards für die Digitalisierung der Energiewende
- Technische Detailregulierung im EEG unter Blickwinkel der Abgrenzung von Rechtssystem, normativer Basis und Innovation
- Lab Hybrid — Digitaler Netzanschluss und autonomes Energiemanagement — Blaupause für Novellierung EnWG und EEG
C/sells-Position zum Stufenmodell des BMWi zur Weiterentwicklung von Standards für die Digitalisierung der Energiewende
In C/sells arbeiteten über 60 Partner mit 400 Expertinnen und Experten aus Industrie, Energiewirtschaft und Wissenschaft an der Konzeption neuer, kleinteiliger Märkte, an der technischen Umsetzung in den Demonstrationszellen sowie der Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in den Partizipationszellen. Der stets offene Austausch der Partner und die konstruktive Zusammenarbeit ermöglichte integrative Konzepte, für die der Übergang in den Realbetrieb vorbereitet wurde. Dabei ist es wichtig, nicht am Reißbrett zu planen, sondern im Dialog mit den Fachleuten im Betrieb und den Vertretern des FNN an einer Evolution der Prozesse zu arbeiten.
Im Rahmen des Stufenmodelles von BSI/BMWi bringt das Projekt gewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse zur weiteren Anwendung der Kommunikationsinfrastruktur mit Smart Meter Gateway ein. Mit dem Stufenkonzept werden wesentliche Herausforderungen bei der Digitalisierung der Energiewende adressiert. Die erfolgreiche Umsetzung der mit der Transformation des Energiesystems sowie mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen erfordert dabei den Abgleich von staatlich regulierten Prozessen sowie die Nutzung der Innovationskraft der Industrie und der Gestaltungskraft der Gesellschaft. Diese Treiber finden sich auch in den energiepolitischen Positionen von C/sells wieder.
In diesem Zusammenhang möchten wir als C/sells-Position zum Stufenmodell folgende Punkte unterstreichen:
- Ein mit dem Stufenmodell verbundenes schrittweises Vorgehen auf Basis von bestimmten Anwendungsfällen ist bei der Komplexität der Transformationsprozesse zu unterstützen. Dies entspricht auch der Vorgehensmethodik im Rahmen des europäischen Standardisierungsmandates. Das aktuelle BMWi/BSI-Stufenmodell ist stark auf den Zielzustand fokussiert. Der im Begleitdokument skizzierte jährlich wiederkehrende Prozess lässt auf lange und starre Entwicklungs- und Entscheidungszyklen schließen. Wir empfehlen die Ausarbeitung eines Migrationspfades, der es erlaubt, auch kurzfristig Mehrwerte aus der Anwendung intelligenter Messsysteme mit Smart Meter Gateways zu realisieren.
- Die C/sells-Feldtests zeigen, dass eine Einbindung und Mitwirkung der Gebäudeeigentümer Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung energiewirtschaftlicher Anwendungsfälle ist. Essenzielle Voraussetzung für das Stufenmodell, etwa die Modernisierung der oftmals jahrzehntealten elektrischen und kommunikationstechnischen Infrastruktur, wird bislang kaum thematisiert, ist aber die Voraussetzung für die geplante hohe Durchdringung und die erhofften Mehrwerte aus der Anwendung intelligenter Messsysteme mit Hilfe von Smart Meter Gateways.
- Aus unserer Sicht gilt es die regulatorischen und legislativen Prozesse auf die Gestaltung grundlegender Rahmenbedingungen zu beschränken, um insbesondere die Innovationskraft motivierter Vorreiter der international agierenden deutschen Industrie bei der Schaffung zusammenwirkender Systeme nicht auszubremsen. Der Fokus des Stufenmodells sollte auf der Weiterentwicklung des SMGW als sichere Kommunikationsplattform und deren Schnittstellen liegen. Die diese Plattform nutzenden Komponenten (z.B. Energiemanagement Systeme, Anlagen, etc.) sollten in ihrer technischen Ausprägung nicht Gegenstand der BMWi/BSI-Spezifikation sein, sondern durch die entsprechenden Branchenverbände/-institutionen erarbeitet werden. Dadurch wird der marktorientierten Weiterentwicklung dieser Applikationen Vorschub geleistet und eine kurzfristige Umsetzung von kundenorientierten Lösungen ermöglicht.
- Für das stufenlose Steuern in der Niederspannung hat sich in C/sells eigens eine Arbeitsgruppe gegründet. Die erarbeiteten Modelle für eine Koordination von Steuerungen sind in den Task-Forces und dem Stufenmodell bisher kaum berücksichtigt. Mit Blick auf unsere Erfahrungen ist eine Umsetzung marktlicher Steuerungen und Steuerungen des Netzbetreibers nur durch Implementierung einer Koordinierungsfunktion möglich. Wir unterstützen die Arbeit von FNN und DKE ausdrücklich, da deren Konzepte das Zusammenspiel von Anlagenherstellern, Gebäudetechnik und Energieversorgern in die Normung transferieren. Wir weisen darauf hin, dass Standardisierung im internationalen Kontext erfolgen muss, um die Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Industrie sicherzustellen.
- Mit den in C/sells entwickelten Flexibilitätsplattformen wurde die Möglichkeit geschaffen, netzdienliches Verhalten von dezentralen und kleinteiligen Flexibilitätsoptionen anzuregen. Diese Konzepte sollten im Architekturmodell, das im Rahmen dieses Konsultationsprozesses erarbeitet wird, berücksichtigt werden.
- C/sells beschreibt und erprobt ein energiewirtschaftliches Zielszenario, bei dem Gebäude die Energieerzeuger und ‑verbraucher sowie Speicher und Elektrofahrzeuge in sogenannten Autonomiezellen vereinen (Prosumenten z.B. im Bereich der Einfamilienhäuser). Der Netzbetreiber und Aggregatoren stehen in Interaktion mit dem Gebäude. Dabei ist der „digitale Netzanschluss“ die intelligente Schnittstelle zwischen Netzbetreiber und Gebäude. Die sichere Kommunikationsanbindung wird über die zertifizierte und standardisierte SMGW-Infrastruktur sichergestellt. Im Eigentumsbereich der Anschlussnehmer befindliche Systeme sind nicht Teil der Zertifizierung, wenngleich standardisierte Schnittstellen die verlässliche Interaktion mit den energiewirtschaftlichen Akteuren garantieren.
Der umfangreiche Prozess zur Ergebnissynthese der SINTEG-Projekte wird von den C/sells Expertinnen und Experten intensiv begleitet und mitgestaltet. Darüber hinaus haben wir in C/sells mit unserem Dialogformat zu den „Energiewirtschaftlichen Positionen“ bereits Erkenntnisse und Empfehlungen mit der Fachöffentlichkeit geteilt, die im Rahmen der C/sells Minister-Dialoge diskutiert werden. Die hier vorliegende C/sells-Position zum Stufenmodell ergänzt dieses Format.
Albrecht Reuter, Fichtner IT Consulting GmbH, Gesamtprojektleiter C/sells
Jörg Schmidtke, VIVAVIS AG
Peter Breuning, Stadtwerke Schwäbisch Hall GmbH
Andreas Kießling, energy design & management consulting
Andreas Weigand, Stadtwerke München GmbH
Janosch Wagner, PPC AG
Kontakt: Albrecht Reuter (Gesamtprojektleiter C/sells) Fichtner IT Consulting GmbH
Sarweystraße 3, 70191 Stuttgart
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