Lokaler Energiemarkt Pebbles

Startschuss für lokalen Energiemarkt im Allgäu

Startschuss für lokalen Energiemarkt im Allgäu

Kempten/Wildpoldsried, 22. Okto­ber 2020

Im Rah­men des For­schungs­pro­jek­tes peb­bles ent­wi­ckeln Sie­mens und das All­gäu­er Über­land­werk zusam­men mit ihren Pro­jekt­part­nern einen loka­len Strom­markt unter Ein­satz der Block­chain-Tech­no­lo­gie. Heu­te star­ten die Part­ner in Wild­polds­ried eine loka­le Han­dels­platt­form für Strom — ein wich­ti­ger Schritt, um erst­mals einen rea­len, loka­len Markt­platz für den opti­mier­ten Han­del von Strom auf Basis der Block­chain-Tech­no­lo­gie zu schaffen.

Erst­mals kommt die Platt­form in der Gemein­de Wild­polds­ried im All­gäu zum Ein­satz: Wäh­rend der Demons­tra­ti­ons­pha­se kön­nen nun pri­va­te Strom­pro­du­zen­ten mit­tels einer App ihren Strom direkt an loka­le Ver­brau­cher ver­mark­ten – ohne den Umweg über einen Direkt­ver­mark­ter oder den klas­si­schen Strom­ver­sor­ger. Zusätz­lich kön­nen auf der Markt­platt­form Fle­xi­bi­li­tä­ten aus Bat­te­rie­spei­chern oder steu­er­ba­ren Las­ten wie Wär­me­pum­pen oder Lade­sta­tio­nen für Elek­tro­fahr­zeu­ge gehan­delt wer­den. Die Block­chain-Tech­no­lo­gie als Basis für das Manage­ment der Trans­ak­tio­nen am Markt soll Ende-zu-Ende-Trans­pa­renz und Ver­trau­en zwi­schen den Teil­neh­mern schaffen.

Die Strom­ver­brau­cher (Strom­kun­de) kön­nen Prä­fe­ren­zen für ihren Strom­be­zug fest­le­gen, etwa den Anteil und Preis für Strom aus loka­len Pho­to­vol­ta­ik- und Wind­kraft­an­la­gen. Ziel des vom Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um geför­der­ten Pro­jek­tes peb­bles ist es zu zei­gen, dass mit Hil­fe eines loka­len Ener­gie- und Fle­xi­bi­li­täts-Han­dels Eng­päs­se im Strom­netz ver­mie­den und somit die Kos­ten für die Ener­gie­wen­de gesenkt wer­den können.

Andre­as Feicht, Staats­se­kre­tär im Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft und Ener­gie, sag­te: „Das Pro­jekt peb­bles zeigt ein­drucks­voll, wie unter­schied­li­che Stake­hol­der aus Wis­sen­schaft, Wirt­schaft und der öffent­li­chen Hand gemein­sam an einer inno­va­ti­ven Lösung arbei­ten. Die­se leis­tet einen wich­ti­gen Bei­trag zu den ener­gie- und digi­tal­po­li­ti­schen Zie­len der Bun­des­re­gie­rung und zugleich zur Ener­gie­wen­de und deren Umset­zung im Allgäu.“

Sabi­ne Erling­ha­gen, CEO Digi­tal Grid bei Sie­mens Smart Infra­struc­tu­re sag­te: „Mit der für peb­bles ein­ge­setz­ten digi­ta­len Platt­form ver­bin­den wir Erzeu­ger, Ver­brau­cher und Spei­cher so mit­ein­an­der, dass sie ihre Ener­gie und ihre Fle­xi­bi­li­tä­ten unter­ein­an­der in opti­mier­ter Wei­se lokal han­deln können.

Damit ermög­li­chen wir, dass Anla­gen zur Erzeu­gung von Strom aus erneu­er­ba­ren Ener­gie­quel­len auch nach dem Aus­lau­fen der staat­li­chen För­de­rung öko­no­misch attrak­tiv blei­ben und wei­ter­hin CO2-frei­en Strom erzeu­gen und gesamt­sys­tem­dienlich ins Netz ein­spei­sen können.“

Micha­el Lucke, Geschäfts­füh­rer All­gäu­er Über­land­werk ergänzt: „Als regio­na­ler Ener­gie­dienst­leis­ter enga­gie­ren wir uns seit Jah­ren in vie­len Pro­jek­ten für die Ener­gie-Zukunft. Wir war­ten nicht auf Lösun­gen, wir ent­wi­ckeln sie. Auf die Fra­ge hin, war­um wir als Strom­ver­sor­ger eine Platt­form ent­wi­ckeln, die uns beim Strom­han­del „über­flüs­sig“ macht, ant­wor­te ich: Wenn wir es nicht tun, wird es jemand ande­res machen, da es der Markt ver­lan­gen wird. Da neh­men wir lie­ber die Rol­le des inno­va­ti­ven Platt­form­be­trei­bers ein, als spä­ter zuzu­se­hen, wie unse­re Kun­den Ihren Strom und die Fle­xi­bi­li­tä­ten auf ande­ren Platt­for­men han­deln – dann kom­plett ohne uns.“

Der Strom­markt befin­det sich der­zeit in einem radi­ka­len Wan­del. Die Art und Wei­se, wie wir Strom erzeu­gen, ver­brau­chen, spei­chern und tei­len ändert sich gera­de grund­le­gend. Ein­di­men­sio­na­le Ener­gie­sys­te­me, in denen Strom­ver­sor­ger Strom an pas­si­ve Objek­te über­tra­gen, wer­den durch intel­li­gen­te mehr­di­men­sio­na­le Model­le ersetzt, in denen bis­her pas­si­ve Ver­brau­cher zu akti­ven Ver­brau­chern oder situa­tiv zu Erzeu­gern wer­den. Mit Hil­fe von steu­er­ba­ren Ver­brau­chern oder Ener­gie­spei­chern kön­nen die­se zudem Fle­xi­bi­li­tä­ten zum Aus­gleich von Schwan­kun­gen in der Strom­erzeu­gung bereit­stel­len. Der von der Bun­des­re­gie­rung beschlos­se­ne Weg der Dekar­bo­ni­sie­rung setzt vor­aus, dass der Anteil dezen­tra­ler Erzeu­ger wei­ter steigt. Gleich­zei­tig neh­men mit der Umstel­lung auf Elek­tro-Mobi­li­tät und Wär­me­pum­pen die Zahl der elek­tri­schen Ver­brau­cher und der Bedarf an Elek­tri­zi­tät wei­ter zu. All dies kann tem­po­rär zu Eng­päs­sen im Strom­netz und zu Strom­schwan­kun­gen führen.

Dar­aus folgt, dass das Ver­teil­netz stel­len­wei­se inten­siv aus­ge­baut wer­den muss, was mit hohen Kos­ten ver­bun­den ist. Inno­va­ti­ve Pro­jek­te wie peb­bles zei­gen Netz­be­trei­bern kon­kre­te Alter­na­ti­ven zum kos­ten- und zeit­in­ten­si­ven Aus­bau des Net­zes auf. Gleich­zei­tig kann der Wunsch von End­teil­neh­mern nach einer akti­ve­ren Rol­le im Ener­gie­sys­tem bedient werden.

Die Pro­jekt­part­ner Sie­mens, All­gäu­er Über­land­werk (AÜW), All­gäu­Netz, die Hoch­schu­le Kemp­ten und Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wand­te Infor­ma­ti­ons­tech­nik FIT haben gemein­sam eine Platt­form, Manage­ment­sys­te­me und eine App für den loka­len Ener­gie- und Fle­xi­bi­li­täts­han­del ent­wi­ckelt, die Netz­be­schrän­kun­gen, Erzeu­gung- und Last­pro­gno­sen berück­sich­tigt und einen opti­mier­ten Ein­satz von steu­er­ba­ren Ver­brau­chern, Erzeu­gern und Spei­chern ermöglicht.

Alle Hin­ter­grün­de zu den For­schungs­pro­jek­ten IRENE und dem Ener­gie­cam­pus Wild­polds­ried fin­den Sie auf der Projektwebseite:

www.pebbles-projekt.de

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