Medienmacht

Wozu sind Medien da?

Medienmacht
Meinungsfreiheit; Bild: International Association of Press Clubs, https://pressclubs.org/about-the-award, Creative Commons CC 3.0

Medienmacht und die Beherrschung der Vergangenheit

Artikelserie mit ChatGPT: Meinungsfreiheit im Rahmen moderner Medien und Digitalisierung

Medi­en spie­len in demo­kra­ti­schen Staa­ten eine Schlüs­sel­rol­le, indem sie unab­hän­gig von der jewei­li­gen Regie­rung infor­mie­ren und zur Mei­nungs­bil­dung bei­tra­gen sol­len. Sie gel­ten als “vier­te Gewalt” mit dem Auf­trag, das Han­deln poli­ti­scher Akteu­re kri­tisch zu beleuch­ten. Doch die Kon­zen­tra­ti­on von Medi­en­macht in Hän­den weni­ger Medi­en­un­ter­neh­mer kann die Viel­falt der Bericht­erstat­tung ein­schrän­ken und die öffent­li­che Mei­nung beein­flus­sen, was die Grund­prin­zi­pi­en der Demo­kra­tie gefähr­det. Medi­en haben die Macht, die Sicht auf Gegen­wart und Ver­gan­gen­heit als auch die Zukunft der Gesell­schaft zu beein­flus­sen. Somit ist es wich­tig, die Wirk­me­cha­nis­men von Medi­en zu ver­ste­hen sowie die Viel­falt von unab­hän­gi­gen Medi­en, die Betei­li­gung der Gesell­schaft, aber auch dezen­tra­le Mecha­nis­men zu befördern.

 “Wer die Ver­gan­gen­heit beherrscht, beherrscht die Zukunft. Wer die Gegen­wart beherrscht, beherrscht die Ver­gan­gen­heit.” — Geor­ge Orwell in “1984

Inhaltsverzeichnis

  1. Kriegs­mü­de und das Leid der Friedenstaube
  2. Medi­en­macht und die Beherr­schung der Vergangenheit
  3. Digi­ta­li­sie­rung und der Kampf um die Herr­schaft über die Daten
  4. … wei­ter fortzusetzen …

Wozu sind Medien da?

Andreas:

Hal­lo Chipi, ich schlie­ße nun an das letz­te Kapi­tel mit dem Titel „Kriegs­mü­de“ an, in dem du am Schluss sie­ben Punk­te zum Ver­ständ­nis der aktu­el­len Welt­la­ge nann­test. Die Auf­zäh­lung war nach­voll­zieh­bar. Doch bil­den die­se Punk­te aus mei­ner Sicht eher ein Meta-Modell, um Ver­ständ­nis zu errei­chen. Aber benö­ti­gen wir zum Ver­ständ­nis nicht einen kon­kre­ten Kon­text, einen Kon­text zur Ana­ly­se der Ver­gan­gen­heit, um die Erkennt­nis­se zur Gestal­tung der Zukunft zu nut­zen? 

Des­halb möch­te ich gern noch ein wenig bei der Ver­gan­gen­heit blei­ben. Dazu stellt sich mir eine Fra­ge. Anschei­nend set­zen Tei­le der poli­ti­schen Ver­tre­ter dar­auf, die Betrach­tung der zu einem Kon­flikt füh­ren­den Ver­gan­gen­heit zu unter­drü­cken. Dabei erle­ben Men­schen, die die­se Ver­gan­gen­heit ver­ste­hen oder erläu­tern wol­len, per­sön­li­che Angrif­fe und öffent­li­che Ver­un­glimp­fung. War­um schei­nen Poli­ti­ker zuneh­mend das Instru­ment der Ver­gan­gen­heits­leug­nung beim Han­deln in der Gegen­wart unter Nut­zung der Medi­en­macht ein­zu­set­zen? Siehst du hier eine Ana­lo­gie zum Zitat aus dem Werk 1984 von Geor­ge Orwell: “Wer die Ver­gan­gen­heit kon­trol­liert, kon­trol­liert die Zukunft. Wer die Gegen­wart kon­trol­liert, kon­trol­liert die Vergangenheit”?

Chipi:

Ihre Ana­ly­se ist scharf­sin­nig und berührt einen kri­ti­schen Aspekt der poli­ti­schen Dyna­mik. Das Ver­ständ­nis der Ver­gan­gen­heit in der Gegen­wart ist ent­schei­dend, um die Zukunft zu gestal­ten. His­to­ri­sches Wis­sen bie­tet Kon­text, Ein­sicht und oft auch War­nun­gen ange­sichts frü­he­rer Feh­ler oder Muster.

Das Zitat aus Geor­ge Orwells “1984” ist in die­sem Zusam­men­hang beson­ders rele­vant. In dem dys­to­pi­schen Roman ver­wen­det der tota­li­tä­re Staat die Kon­trol­le über die Ver­gan­gen­heit als Mit­tel zur Kon­trol­le der Bevöl­ke­rung. Indem er stän­dig die offi­zi­el­le Geschich­te ändert und uner­wünsch­te Fak­ten löscht, sorgt der Staat dafür, dass sei­ne Bür­ger bezüg­lich des wirk­li­chen Gesche­hens nie sicher und daher leich­ter zu mani­pu­lie­ren sind.

Hier sind eini­ge Grün­de, war­um Poli­ti­ker oder Regie­run­gen ver­su­chen könn­ten, mit der Medi­en­macht die Ver­gan­gen­heit zu kon­trol­lie­ren oder zu leugnen:

  • Legi­ti­ma­ti­on der Macht: Wenn eine Regie­rung oder eine poli­ti­sche Bewe­gung in der Ver­gan­gen­heit Feh­ler mach­te oder in Kon­tro­ver­sen ver­wi­ckelt war, kann die Leug­nung oder Umdeu­tung die­ser Ver­gan­gen­heit dazu die­nen, ihre aktu­el­le Legi­ti­mi­tät oder Macht zu stärken.
  • Kon­trol­le der Erzäh­lung: Die Kon­trol­le dar­über, wie die Geschich­te erzählt wird, ermög­licht es, die öffent­li­che Mei­nung und das Ver­ständ­nis der aktu­el­len Ereig­nis­se zu beeinflussen.
  • Ver­mei­dung von Ver­ant­wor­tung: Das Leug­nen oder Umdeu­ten unan­ge­neh­mer his­to­ri­scher Fak­ten kann dazu die­nen, Ver­ant­wor­tung für Feh­ler oder Ver­bre­chen zu vermeiden.
  • Stär­kung der natio­na­len Iden­ti­tät: In eini­gen Fäl­len kann das Leug­nen oder Umdeu­ten der Ver­gan­gen­heit dazu die­nen, eine bestimm­te Ver­si­on der natio­na­len Iden­ti­tät zu för­dern, die der aktu­el­len poli­ti­schen Agen­da dient.
  • Unter­drü­ckung von Dis­sens: Das Bestra­fen oder Ver­un­glimp­fen von Per­so­nen, die eine alter­na­ti­ve Sicht auf die Geschich­te haben, kann dazu die­nen, Dis­sens zu unter­drü­cken und eine ein­heit­li­che Erzäh­lung aufrechtzuerhalten.

Das Leug­nen oder Umdeu­ten der Ver­gan­gen­heit beschränkt sich dabei nicht auf eine bestimm­te Kul­tur, Regi­on oder Ideo­lo­gie. Es ist ein Phä­no­men, das in ver­schie­de­nen Kon­tex­ten und zu ver­schie­de­nen Zei­ten auf­trat und immer wie­der auftritt.

Das Bewusst­sein für die Bedeu­tung der Geschich­te und die kri­ti­sche Aus­ein­an­der­set­zung mit der Ver­gan­gen­heit sind ent­schei­dend, um sol­che Mani­pu­la­tio­nen zu erken­nen und sich dage­gen zu weh­ren. Dabei gilt es, den Wert der frei­en Mei­nungs­äu­ße­rung, der aka­de­mi­schen Frei­heit und der unab­hän­gi­gen Medi­en zu schät­zen und zu ver­tei­di­gen, da sie oft die ers­ten Zie­le sol­cher Mani­pu­la­ti­ons­ver­su­che sind.  

Andreas:

Mir ist eben­so bewusst, dass das Leug­nen oder Umdeu­ten der Ver­gan­gen­heit sich nicht auf eine bestimm­te Kul­tur, Regi­on oder Ideo­lo­gie beschränkt. Somit kommt dem kri­ti­schen Hin­ter­fra­gen der jeweils herr­schen­den Mei­nung auf jeder Sei­te der Kon­flikt­par­tei­en eine hohe Bedeu­tung zu. Wir neh­men Infor­ma­tio­nen über einen öffent­li­chen sowie einen per­sön­li­chen Fil­ter auf, des­sen Far­be und Trans­pa­renz­grad von der jewei­li­gen Welt­sicht geprägt ist. Die phi­lo­so­phi­schen Kon­se­quen­zen der Phy­sik sagen uns, dass es eine abso­lu­te Wahr­heit nicht gibt, son­dern dass in jedem Zusam­men­hang unter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten mit unter­schied­li­chen Wahr­schein­lich­kei­ten existieren.

Nun schei­nen aber gera­de die Medi­en zu behaup­ten, im Besitz der voll­stän­di­gen und kor­rek­ten Infor­ma­ti­on zu sein sowie die ein­zi­ge kor­rek­te Deu­tungs­ho­heit zu besit­zen. Du hast es for­mu­liert: “Die Medi­en spie­len eine wich­ti­ge Rol­le bei der For­mung der öffent­li­chen Mei­nung. In eini­gen Fäl­len kön­nen sie dazu bei­tra­gen, Feind­bil­der zu schaf­fen oder bestimm­te Nar­ra­ti­ve zu för­dern.” Nun rühmt sich gera­de die west­li­che Welt, unab­hän­gi­ge Medi­en als vier­te Macht zu besit­zen, die die jewei­li­ge gesell­schaft­li­che Mei­nungs­viel­falt abbil­den. Was meinst du? War­um schei­nen die Medi­en aus Sicht vie­ler Men­schen zuneh­mend die Rol­le des Pro­pa­gan­dis­ten ein­zu­neh­men? Wes­halb ver­schärft sich der Ein­druck, dass auch in demo­kra­ti­schen Staa­ten unter Nut­zung der Medi­en­macht zuneh­mend Ideo­lo­gie ver­brei­tet wird? War­um neh­men die Medi­en die­se Rol­le an?

Chipi:

Die Rol­le der Medi­en in der Gesell­schaft und ihre Bezie­hung zur Macht sind kom­ple­xe The­men, die von vie­len Fak­to­ren beein­flusst wer­den. Hier sind eini­ge Über­le­gun­gen zu den von Ihnen ange­spro­che­nen Fragen:

  • Wirt­schaft­li­che Inter­es­sen: Vie­le Medi­en­un­ter­neh­men sind gewinn­ori­en­tiert und ste­hen unter dem Druck, ihre Ein­nah­men zu maxi­mie­ren. Dies kann dazu füh­ren, dass sie Geschich­ten prio­ri­sie­ren, die Auf­merk­sam­keit erre­gen und Klicks gene­rie­ren oder Zuschau­er anziehen.
  • Kon­zen­tra­ti­on von Medi­en­ei­gen­tum: In vie­len Län­dern gehört ein gro­ßer Teil der Medi­en weni­gen gro­ßen Unter­neh­men oder Ein­zel­per­so­nen. Dies kann die Viel­falt der berich­te­ten Per­spek­ti­ven ein­schrän­ken und dazu füh­ren, dass bestimm­te Nar­ra­ti­ve oder Inter­es­sen bevor­zugt werden.
  • Poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me: In eini­gen Fäl­len kön­nen Medi­en direkt oder indi­rekt von poli­ti­schen Akteu­ren beein­flusst wer­den, sei es durch direk­te Zen­sur, wirt­schaft­li­chen Druck oder sub­ti­le­re For­men der Einflussnahme.
  • Echo­kam­mer­ef­fekt: Mit dem Auf­kom­men von sozia­len Medi­en und per­so­na­li­sier­ten Nach­rich­ten­feeds nei­gen die Men­schen dazu, Infor­ma­tio­nen zu kon­su­mie­ren, die ihre bestehen­den Über­zeu­gun­gen bestä­ti­gen. Dies kann dazu füh­ren, dass sie nur eine Sei­te einer Geschich­te hören und sich in einer “Echo­kam­mer” oder “Fil­ter­bla­se” befinden.
  • Schnell­le­big­keit der Nach­rich­ten­zy­klen: In der heu­ti­gen 24-Stun­den-Nach­rich­ten­welt gibt es einen stän­di­gen Druck, schnell zu berich­ten, oft auf Kos­ten von Tie­fe und Nuancen.
  • Ideo­lo­gi­sche Aus­rich­tung: Eini­ge Medi­en haben eine kla­re ideo­lo­gi­sche Aus­rich­tung und die­nen als Sprach­rohr für bestimm­te poli­ti­sche oder wirt­schaft­li­che Interessen.
  • Man­gel an Medi­en­bil­dung: In vie­len Bil­dungs­sys­te­men fehlt eine umfas­sen­de Medi­en­bil­dung, die den Men­schen bei­bringt, Nach­rich­ten­quel­len kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven zu suchen.

Neue Tech­no­lo­gien für sozia­le Netz­wer­ke bie­ten trotz die­ser Her­aus­for­de­run­gen die Chan­ce für enga­gier­te Jour­na­lis­ten und Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen, sich der Wahr­heits­su­che und dem ethi­schen Jour­na­lis­mus eigen­stän­dig außer­halb des Main­streams ver­pflich­tet zu füh­len. Noch ist die Medi­en­welt ins­be­son­de­re in den demo­kra­ti­schen Staa­ten nicht mono­li­thisch und bie­tet eine Viel­zahl von Medi­en­quel­len mit unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven, Qua­li­täts­stan­dards und Agen­den. Dies gilt es zu bewahren.

Für Nut­zer ist es ent­schei­dend, eine Viel­zahl von Nach­rich­ten­quel­len zu kon­su­mie­ren, Infor­ma­tio­nen kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und sich zu bemü­hen, über den eige­nen Hori­zont hin­aus­zu­schau­en. Die Rol­le der Medi­en in der Demo­kra­tie ist zu schät­zen und zu ver­tei­di­gen Aber gleich­zei­tig gilt es auf­merk­sam gegen­über ihren Män­geln und Her­aus­for­de­run­gen zu sein. 

Andreas:

Soll­te man die­se Punk­te nicht eher im Zusam­men­hang sehen statt als getrenn­te Phä­no­me­ne? Was mei­ne ich damit? Trotz anschei­nen­der Viel­falt der Medi­en­ka­nä­le bei den her­kömm­li­chen Medi­en aus Funk, Fern­se­hen und Zei­tung sowie bei den sozia­len Platt­for­men neh­me ich eine gro­ße Kon­zen­tra­ti­on der Medi­en­macht wahr. In Deutsch­land bestim­men weni­ge Fami­li­en die Medi­en­land­schaft. Inso­fern ist es aus Sicht die­ser Mäch­ti­gen ein­fach, poli­tisch Ein­fluss zu neh­men, wirt­schaft­li­che Inter­es­sen der Finanz­eli­te zu beför­dern und eine gewoll­te gesell­schaft­li­che Ideo­lo­gie zu ver­brei­ten. Die stän­di­ge Wie­der­ho­lung des Slo­gans einer wer­te­ba­sier­ten Außen­po­li­tik auf allen Kanä­len scheint dies zu bestätigen.

Es stellt sich die Fra­ge, wer bestimmt die­se Wer­te? Wie siehst du die aktu­el­le Rol­le der Medi­en in der Gesell­schaft ins­be­son­de­re in Bezug auf die zuneh­men­den Kon­flik­te in der Welt? 

Chipi:

Sie haben abso­lut recht, dass die von mir genann­ten Punk­te nicht iso­liert betrach­tet wer­den soll­ten, son­dern in engen Zusam­men­hang ste­hen. Die Medi­en­land­schaft ist das Ergeb­nis einer Wech­sel­wir­kung zwi­schen wirt­schaft­li­chen, poli­ti­schen und sozia­len Kräf­ten. Die Gren­zen zwi­schen die­sen Kate­go­rien sind oft fließend.

Die Kon­zen­tra­ti­on von Medi­en­ei­gen­tum in den Hän­den weni­ger Fami­li­en oder Unter­neh­men kann in der Tat erheb­li­che Aus­wir­kun­gen auf die Art und Wei­se haben, wie Nach­rich­ten prä­sen­tiert und inter­pre­tiert wer­den. Wenn weni­ge Akteu­re einen über­pro­por­tio­na­len Ein­fluss auf die Medi­en haben, kann dies die Viel­falt der Stim­men und Per­spek­ti­ven, die in den Medi­en prä­sen­tiert wer­den, erheb­lich einschränken.

Zum The­ma “wer­te­ba­sier­te Außen­po­li­tik” möch­te ich fol­gen­des bemer­ken. Wer­te sind oft sub­jek­tiv und kön­nen je nach Kul­tur, Geschich­te und poli­ti­schem Kon­text vari­ie­ren. In der inter­na­tio­na­len Poli­tik wer­den “Wer­te” oft als Recht­fer­ti­gung für bestimm­te Hand­lun­gen oder Poli­ti­ken ange­führt. Aber wie Sie rich­tig bemer­ken, stellt sich die Fra­ge, wer die­se Wer­te defi­niert und in wes­sen Inter­es­se sie handeln.

Die Rol­le der Medi­en in Bezug auf inter­na­tio­na­le Kon­flik­te ist kom­plex. Einer­seits kön­nen Medi­en dazu bei­tra­gen, das Bewusst­sein für Kon­flik­te zu schär­fen, Empa­thie für die Betrof­fe­nen zu wecken und Druck auf poli­ti­sche Ent­schei­dungs­trä­ger aus­zu­üben, um zu han­deln. Ande­rer­seits kön­nen Medi­en auch dazu bei­tra­gen, Feind­bil­der zu schaf­fen, Ängs­te zu schü­ren oder eine ein­sei­ti­ge oder ver­zerr­te Dar­stel­lung von Kon­flik­ten zu präsentieren.

In der heu­ti­gen Zeit, in der Des­in­for­ma­ti­on und “Fake News” zu ernst­haf­ten Bedro­hun­gen gewor­den sind, ist die Rol­le der Medi­en umso kri­ti­scher zu beob­ach­ten. Es ist ent­schei­dend, dass Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen hohe jour­na­lis­ti­sche Stan­dards ein­hal­ten, Trans­pa­renz för­dern und sich bemü­hen, genaue und aus­ge­wo­ge­ne Infor­ma­tio­nen zu liefern.

Für Medi­en­kon­su­men­ten ist es wich­tig, eine Viel­zahl von Quel­len zu kon­sul­tie­ren, Infor­ma­tio­nen kri­tisch zu hin­ter­fra­gen und sich bewusst zu sein, dass jede Nach­rich­ten­quel­le ihre eige­ne Per­spek­ti­ve und mög­li­cher­wei­se ihre eige­ne Agen­da hat. Es ist auch wich­tig, Medi­en­quel­len zu unter­stüt­zen, die unab­hän­gi­gen, inves­ti­ga­ti­ven und ethi­schen Jour­na­lis­mus betreiben.

Andreas:

Was soll­ten wir also unter den Bedin­gun­gen moder­ner Medi­en­tech­no­lo­gien kon­kret tun, um die die Kon­zen­tra­ti­on der Medi­en­macht zu bre­chen, um wie­der eine Viel­zahl von Quel­len ver­glei­chen zu kön­nen sowie einen unab­hän­gi­gen Jour­na­lis­mus zu betrei­ben? 

Chipi:

Die Schaf­fung einer viel­fäl­ti­gen und unab­hän­gi­gen Medi­en­land­schaft in der Ära moder­ner Medi­en­tech­no­lo­gien erfor­dert sowohl indi­vi­du­el­le als auch kol­lek­ti­ve Anstren­gun­gen. Hier sind eini­ge kon­kre­te Schrit­te, die dafür einen Bei­trag leis­ten können:

  • Medi­en­bil­dung för­dern: Bil­dungs­ein­rich­tun­gen soll­ten Kur­se und Pro­gram­me anbie­ten, die Men­schen bei­brin­gen, Medi­en­in­hal­te kri­tisch zu ana­ly­sie­ren, Quel­len zu über­prü­fen und Des­in­for­ma­ti­on zu erkennen.
  • Unter­stüt­zung unab­hän­gi­ger Medi­en: Finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für unab­hän­gi­ge Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen, ins­be­son­de­re für inves­ti­ga­ti­ven Jour­na­lis­mus, kann dazu bei­tra­gen, die Viel­falt der Stim­men in der Medi­en­land­schaft zu erhöhen.
  • Trans­pa­renz bei Medi­en­ei­gen­tum: Geset­ze, die Trans­pa­renz bei Medi­en­ei­gen­tum und Finan­zie­rung for­dern, kön­nen dazu bei­tra­gen, poten­zi­el­le Inter­es­sen­kon­flik­te aufzudecken.
  • För­de­rung von Com­mu­ni­ty-Medi­en: Loka­le und Com­mu­ni­ty-basier­te Medi­en kön­nen oft Per­spek­ti­ven und Geschich­ten bie­ten, die in grö­ße­ren Medi­en­un­ter­neh­men über­se­hen werden.
  • Regu­lie­rung und Über­wa­chung: Eine sorg­fäl­ti­ge Regu­lie­rung kann dazu bei­tra­gen, Mono­po­le zu ver­hin­dern und sicher­zu­stel­len, dass Medi­en­un­ter­neh­men ethi­sche und pro­fes­sio­nel­le Stan­dards einhalten.
  • Nut­zung alter­na­ti­ver Medi­en­platt­for­men: Die Nut­zung und Unter­stüt­zung von alter­na­ti­ven Medi­en­platt­for­men, ein­schließ­lich sozia­ler Medi­en, Blogs und unab­hän­gi­ger Nach­rich­ten­web­sites, kann dazu bei­tra­gen, die Domi­nanz gro­ßer Medi­en­un­ter­neh­men zu verringern.
  • För­de­rung von Medi­en­ko­ope­ra­ti­ven: Medi­en­ko­ope­ra­ti­ven, bei denen Jour­na­lis­ten und/oder Gemein­schafts­mit­glie­der das Eigen­tum und die Kon­trol­le über Medi­en­or­ga­ni­sa­tio­nen tei­len, kön­nen eine Alter­na­ti­ve zu tra­di­tio­nel­len Medi­en­un­ter­neh­mens­struk­tu­ren bieten.
  • Tech­no­lo­gi­sche Lösun­gen: Die Ent­wick­lung von Tech­no­lo­gien, die Des­in­for­ma­ti­on erken­nen und bekämp­fen, sowie Platt­for­men, die die Ver­brei­tung von qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­gen Nach­rich­ten för­dern, kön­nen eben­falls hilf­reich sein.
  • Bür­ger­jour­na­lis­mus för­dern: Die Ermu­ti­gung und Schu­lung von Bür­gern, selbst als Jour­na­lis­ten tätig zu wer­den und Geschich­ten aus ihrer eige­nen Per­spek­ti­ve zu berich­ten, kann die Medi­en­land­schaft diversifizieren.
  • Inter­ak­ti­ve und par­ti­zi­pa­ti­ve Medi­en­for­ma­te: Die Ein­bin­dung des Publi­kums in den jour­na­lis­ti­schen Pro­zess, z.B. durch Crowd­sour­cing, öffent­li­che Redak­ti­ons­kon­fe­ren­zen oder inter­ak­ti­ve For­ma­te, kann das Ver­trau­en in die Medi­en stär­ken und die Viel­falt der berich­te­ten Per­spek­ti­ven erhöhen.

Natür­lich gibt es kei­ne Ein­heits­lö­sung. Jede Gesell­schaft und jedes Medi­en­sys­tem bie­tet eige­ne Her­aus­for­de­run­gen und Kon­tex­te. Aber mit Enga­ge­ment, Krea­ti­vi­tät und Zusam­men­ar­beit kön­nen Schrit­te unter­nom­men wer­den, um eine viel­fäl­ti­ge­re, unab­hän­gi­ge­re und ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te­re Medi­en­land­schaft zu schaf­fen. 

Andreas:

Vie­len Dank für die­se hilf­rei­chen Anre­gun­gen. Dies gibt Hin­wei­se, wie es gelin­gen kann, die Ver­gan­gen­heit nicht nur aus einem Blick­win­kel zu betrach­ten, son­dern viel­fäl­ti­ge Quel­len zu nut­zen. Eine ver­eng­te Betrach­tung der Ver­gan­gen­heit kann die Offen­heit für ver­schie­de­ne Sze­na­ri­en der Zukunfts­ge­stal­tung begren­zen. Dies ist mög­li­cher­wei­se der eigent­li­che Grund, war­um in der Gegen­wart Bestre­bun­gen exis­tie­ren, die Ver­gan­gen­heit neu zu deu­ten. Wir benö­ti­gen also Offen­heit bei der Inter­pre­ta­ti­on der Ver­gan­gen­heit und kei­nen über­heb­li­chen Umgang mit frü­he­ren kul­tu­rel­len und sozia­len Kon­zep­ten auf Grund­la­ge unse­rer heu­ti­gen Prägung.

Ich möch­te mich auf Grund­la­ge unse­rer bis­he­ri­gen Dis­kus­si­on einer wei­te­ren, zen­tra­len Fra­ge­stel­lung zuwen­den. Doch für heu­te soll es erst ein­mal rei­chen. Die Dis­kus­si­on füh­ren wir im nächs­ten Teil fort. Ich freue mich darauf.

Chipi:

Vie­len Dank für Ihre reflek­tier­ten Gedan­ken und die tief­sin­ni­ge Dis­kus­si­on zum The­ma Medi­en­macht. Sie haben abso­lut recht: Die Offen­heit bei der Inter­pre­ta­ti­on der Ver­gan­gen­heit und das Ver­ständ­nis für unter­schied­li­che Per­spek­ti­ven sind ent­schei­dend, um die Zukunft kon­struk­tiv zu gestal­ten. Es ist immer wich­tig, sich bewusst zu sein, dass unse­re Sicht­wei­sen und die Inter­pre­ta­ti­on von Ereig­nis­sen durch unse­re aktu­el­len Erfah­run­gen und den kul­tu­rel­len Kon­text geprägt sind.

Ich freue mich eben­falls dar­auf, unse­re Dis­kus­si­on fort­zu­set­zen. Bis dahin wün­sche ich Ihnen alles Gute. Pas­sen Sie gut auf sich auf! 

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Quellen

kei­ne

Medi­en­macht: Lei­men / Hei­del­berg — 19. Sep­tem­ber 2023

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design

Über Andreas Kießling 110 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

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