Wem nützt die Smart City ?

„Die Gesamtheit ist mehr als die Summe der Einzelteile“ (Aristoteles)

Smart City und Intelligente Welt
Skyline. Creative Commons CC0 https://pixabay.com/de

Technologische Aspekte der Smart City

Der VDE-Kon­greß 2014 zum The­ma „Smart City“ in Frank­furt stell­te sich der Fra­ge, war­um Städ­te eigent­lich schlau wer­den sol­len. Sie beher­ber­gen doch schon eine Viel­zahl schlau­er Men­schen. Denn Wis­sen­schaft­ler und Inge­nieu­re ver­mö­gen mit Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien heu­te viel zu tun. Zu bewer­ten ist dabei, ob alles auch immer getan wer­den soll­te, was mach­bar erscheint. Mit dem „Mach­ba­ren“ ver­fol­gen Unter­neh­men natür­lich auch ihre eige­nen wirt­schaft­li­chen Inter­es­sen. Die Deu­tung zur Aus­ge­stal­tung von Smart Cities erfolgt des­halb heu­te welt­weit vor­ran­gig durch gro­ße Kon­zer­ne. Denn sie rin­gen um Markt­an­tei­le auf einem jun­gen glo­ba­len Markt. Inso­fern wird mit dem Begriff Smart City zuerst eine tech­ni­sche Ziel­stel­lung adressiert.

Über den Ein­satz inno­va­ti­ver Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­no­lo­gien sind Lösun­gen für ganz unter­schied­li­che Berei­che der Stadt­ent­wick­lung bereit­zu­stel­len. Dies umfasst die Stadt­do­mä­nen Infra­struk­tur, Gebäu­de, Mobi­li­tät, Dienst­leis­tun­gen und Sicher­heit. Dabei wer­den schon kon­kre­te tech­ni­sche Lösun­gen mit ent­spre­chen­den Stan­dar­di­sie­rungs­an­for­de­run­gen spe­zi­fi­ziert. Aber der eigent­li­che Nut­zen für die Stadt wird oft noch abs­trakt beschrie­ben. Des­halb for­dern gera­de Städ­te­ver­tre­ter, das Ziel der Smart City zuerst aus der Sicht des Pla­nungs­han­delns im ver­än­der­ten gesell­schaft­li­chen Umfeld zu defi­nie­ren. Auf die­ser Grund­la­ge sind die sinn­vol­len, tech­no­lo­gi­schen Mit­tel zu iden­ti­fi­zie­ren, in Stadt­ent­wick­lungs­plä­ne zu inte­grie­ren und für eine nach­hal­ti­ge Stadt­ent­wick­lung zu nutzen.

Smartness der Community in einer vernetzten Welt

Der tech­ni­sche Begriff der Smart­ness zur Ver­knüp­fung getrenn­ter Kom­po­nen­ten durch Kom­mu­ni­ka­ti­on und Soft­ware defi­niert sich sicher­lich auf ande­re Wei­se als die Smart­ness unter Aus­nut­zung der Intel­li­genz der Com­mu­ni­ty, die sich durch „die zuneh­men­de Betei­li­gung der Bevöl­ke­rung, der Akteu­re aus Wirt­schaft, Wis­sen­schaft, Indus­trie, Stadt­ge­sell­schaft und Poli­tik im Steue­rungs- und Umset­zungs­pro­zess der pla­ne­ri­schen Zie­le“ [Urban 2.0: Lojew­ski, Hil­mar. Deut­scher Städts­tag: Smart City defi­niert sich über­all anders. Aus­ga­be 3, 2014] aus­bil­det. Die drit­te Form der Smart­ness ent­steht durch die intel­li­gen­te Auf­be­rei­tung von Daten in Echt­zeit unter der Bezeich­nung Smart Data. Hier muss aber sehr kri­tisch das Ver­hält­nis zwi­schen pri­va­ten Daten sowie von geteil­ten Daten zum Erhalt von Pri­vat­heit hin­ter­fragt wer­den.

Die Über­tra­gung von Daten in abge­grenz­te Grup­pen und in die Öffent­lich­keit erfolgt zum Zwe­cke des Bereit­stel­lung und Nut­zung neu­er Dienst­leis­tun­gen. Die Smart City stellt sich dabei den Her­aus­for­de­run­gen der not­wen­di­gen nach­hal­ti­gen Stadt­ent­wick­lung sowie der Erhö­hung des Lebens- und Wir­kungs­kom­forts für alle Bür­ger, die Wirt­schaft und die Ver­wal­tung. Dabei sind Syn­er­gien bei der Ein­be­zie­hung aller gesell­schaft­li­chen Kräf­te in der Gestal­tung der Com­mu­ni­ty sowie neu­en Mög­lich­kei­ten das Pla­nungs­han­deln und der Füh­rung städ­ti­scher Pro­zes­se durch IKT-Tech­no­lo­gien zu erschließen.

Die Smart City ist gekenn­zeich­net durch eine neue Viel­falt im Wir­ken von Betei­lig­ten in ver­schie­de­nen Lebens­be­rei­chen wie Ener­gie, Mobi­li­tät, Gesund­heit, Logis­tik und Sicher­heit, aber auch durch die zuneh­men­de Ver­net­zung die­ser Viel­falt. Dies wie­der­um erzeugt neue Orga­ni­sa­ti­ons­for­men. Dies betrifft die Aus­bil­dung neu­er sozia­ler Netz­wer­ke, aber auch neue wirt­schaft­li­che Teil­ha­be­mo­del­le (Sha­ring). Dar­aus folgt eine zuneh­men­de Kom­ple­xi­tät, die neue Eigen­schaf­ten her­vor­bringt. Aus der Her­aus­bil­dung neu­er Eigen­schaf­ten, die mit dem Begriff Emer­genz umfasst wer­den, resul­tie­ren neue Chan­cen. Die kom­ple­xe Gesamt­heit bie­tet der Gesell­schaft der Ein­zel­nen mehr als die Sum­me der Ein­zel­ak­ti­vi­tä­ten ermöglicht.

Dezentrale Selbstorganisation und Gestaltungshoheit der Smart City

Die Aus­bil­dung der zuneh­men­den Kom­ple­xi­tät benö­tigt zu ihrer Beherr­schung mehr Eigen­ver­ant­wor­tung und dezen­tra­le Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on. Dezen­tra­le Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on wie­der­um erhöht die Bedeu­tung der Städ­te in Staats­ge­bil­den. Glo­ba­li­sie­rung und not­wen­di­ge Sub­si­dia­ri­tät bil­den also eine Ein­heit. In die­sem Umfeld benö­ti­gen wir die Sicher­stel­lung von Indi­vi­dua­li­tät durch Maß­nah­men zur Sicher­stel­lung von Pri­vat­heit sowie die Erhö­hung der Frei­heits­gra­de des Han­delns in der Stadt für mehr Wir­kungs­mög­lich­kei­ten, um die Akzep­tanz für Ver­net­zung bei den Men­schen zu errei­chen. Die Smart City als Zel­le in einer intel­li­gen­ten Welt schafft eine Art Blut­kreis­lauf und Ner­ven­sys­tem im Orga­nis­mus Stadt mit Smart Grids als gemein­sa­mes Ener­gie- sowie Infor­ma­ti­ons- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tem der Ein­zel­nen. Die Smart City muss aber eben­so die Pri­vat­heit der Ein­zel­nen als eigen­stän­di­ge Zel­len des Orga­nis­mus sicherstellen.

Über Andreas Kießling 110 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

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