Energiepolitik von Habeck in der Kritik

Energiepolitik von Habeck in der Kritik

Energiepolitik von Habeck in der Kritik

In der aktu­el­len Aus­ga­be des Solar­zeit­al­ters (2–2024) wird eine kri­ti­sche Ana­ly­se der ener­gie­po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen von Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Robert Habeck prä­sen­tiert. Der Arti­kel beleuch­tet ins­be­son­de­re die Span­nun­gen zwi­schen zen­tra­len und dezen­tra­len Ansät­zen in der Ener­gie­wen­de und iden­ti­fi­ziert dar­aus resul­tie­ren­de Kardinalfehler.

 

Zentrale versus Dezentrale Energiekonzepte

Mit den poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen von Robert Habeck wur­de ein Top-Down-Ansatz prio­ri­siert – also eine Gestal­tung von oben nach unten. Der Fokus lag auf zen­tra­len Infra­struk­tu­ren wie Über­tra­gungs­net­zen, der LNG-Infra­struk­tur und Gas­kraft­wer­ken zur Bereit­stel­lung von Fle­xi­bi­li­tät sowie auf Aus­schrei­bun­gen für gro­ße Wind­parks, die Ener­gie über wei­te Stre­cken ver­tei­len. Die Steue­rung des Gesamt­sys­tems und die Erhö­hung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz basier­ten dabei auf gesetz­li­chen Vor­ga­ben und Verpflichtungen.

Dezen­tra­le Kon­zep­te, also ein Bot­tom-Up-Ansatz, bei dem Maß­nah­men von unten nach oben wir­ken, wur­den hin­ge­gen nur nach­ran­gig betrach­tet. Ein dezen­tral auf­ge­bau­tes Ener­gie­sys­tem mit loka­ler Ener­gie­er­zeu­gung und ‑nut­zung, gestärk­ten Ver­teil­net­zen sowie einer zel­lu­lä­ren Steue­rung hät­te jedoch erheb­li­che Vor­tei­le. Es könn­te die Resi­li­enz gegen­über Stö­run­gen erhö­hen, die Bür­ger­be­tei­li­gung för­dern und die regio­na­le Wert­schöp­fung stär­ken. Doch die­se Chan­cen blei­ben durch die zen­tra­le Aus­rich­tung der poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen weit­ge­hend ungenutzt.

 

Kardinalfehler von Robert Habeck in der aktuellen Energiepolitik

Der Arti­kel iden­ti­fi­ziert zehn zen­tra­le Fehl­ent­schei­dun­gen, die dem dezen­tra­len Ansatz entgegenwirken:

  1. Über­di­men­sio­nier­ter Aus­bau der LNG-Infra­struk­tur: Trotz der Not­wen­dig­keit, fos­si­le Ener­gien zu redu­zie­ren, wer­den mas­si­ve Kapa­zi­tä­ten für Flüs­sig­erd­gas geschaffen.
  2. Sub­ven­tio­nie­rung von fos­si­len Gas­kraft­wer­ken, die spä­ter auf Was­ser­stoff umge­stellt wer­den sol­len, statt Aus­bau dezen­tra­ler Spei­cher: Der Über­gang zu kos­ten­güns­ti­gem Was­ser­stoff ist in den nächs­ten 20 Jah­ren unrea­lis­tisch, was den geplan­ten Aus­stieg aus fos­si­lem Gas wei­ter ver­zö­gern könnte.
  3. Ver­pres­sung von CO₂ unter den Mee­res­bo­den: Die­se umstrit­te­ne Tech­no­lo­gie bin­det finan­zi­el­le und tech­ni­sche Res­sour­cen, ohne einen lang­fris­ti­gen Nut­zen zu sichern.
  4. Abschal­tung von Bio­gas­an­la­gen statt Fle­xi­bi­li­sie­rung: Bio­gas­an­la­gen könn­ten fle­xi­bel gesteu­ert wer­den, um Schwan­kun­gen im Netz aus­zu­glei­chen. Den­noch droht ihre Abschal­tung bei Netzproblemen.
  5. Fest­hal­ten an Aus­schrei­bun­gen und am alten Ener­gie­markt­de­sign: Dies hemmt Inno­va­tio­nen und blo­ckiert neue Geschäftsmodelle.
  6. Unzu­rei­chen­de Umset­zung von Ener­gy Sha­ring: Bür­ger und Kom­mu­nen könn­ten lokal erzeug­te Ener­gie tei­len, doch die gesetz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen blei­ben unzureichend.
  7. Fokus auf Über­tra­gungs­net­ze statt Ver­teil­net­ze: Inves­ti­tio­nen in Ver­teil­net­ze, die für eine dezen­tra­le Ener­gie­wen­de essen­zi­ell sind, wer­den vernachlässigt.
  8. Kom­mu­ni­ka­ti­ons­schwer­punkt auf Erzwin­gen statt auf Chan­cen: Statt die Chan­cen und Vor­tei­le der Ener­gie­wen­de her­vor­zu­he­ben, domi­nie­ren ver­pflich­ten­de und tech­no­lo­gie­ein­schrän­ken­de Vor­ga­ben die Kommunikation.
  9. Hofie­ren inter­na­tio­na­ler Inves­to­ren statt loka­ler Ener­gie­ge­nos­sen­schaf­ten: Inter­na­tio­na­le Kon­zer­ne wer­den bevor­zugt, wäh­rend loka­le Akteu­re kaum Beach­tung finden.
  10. Über­gangs­lo­se Abschaf­fung der Prä­mie für Elek­tro­fahr­zeu­ge: Die­se Ent­schei­dung bremst die Ver­kehrs­wen­de und ver­un­si­chert Verbraucher.

Forderung: Eine Neuausrichtung der Energiepolitik

Der Arti­kel for­dert eine umfas­sen­de Neu­aus­rich­tung der Ener­gie­po­li­tik, die Dezen­tra­li­tät und Bür­ger­be­tei­li­gung in den Mit­tel­punkt stellt. Nur durch die geziel­te För­de­rung loka­ler Ener­gie­kon­zep­te, inno­va­ti­ver Spei­cher­lö­sun­gen und die stär­ke­re Ein­bin­dung von Bür­gern, Kom­mu­nen und Unter­neh­men in Ver­bin­dung mit grund­last­fä­hi­gen, groß­tech­ni­schen Anla­gen kann ein nach­hal­ti­ger Umbau des Ener­gie­sys­tems gelingen.

 

Quellen

[Solar­zeit­al­ter (2–2024)] Gsän­ger, Ste­fan: Die zehn ener­gie­po­li­ti­schen Kar­di­nal­feh­ler des Robert Habeck. Solar­zeit­al­ter 2–2024, Sei­ten 74 — 78. 2024.

 

Ener­gie­po­li­tik von Habeck in der Kri­tik: Lei­men / Hei­del­berg — 02. Janu­ar 2025

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design

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