Erneuerbare Energie und Kernfusion

Der teure Traum von der Kernfusion

Kernfusion Reaktor
Kernfusion Reaktor, copyright by Adobe Stocks Nr. 328816619, Aliaksandr Marko

Zum Verhältnis Erneuerbare Energie und Kernfusion

Im fran­zö­si­schen Cadara­che wird ein Test­re­ak­tor für die Kern­fu­si­on gebaut. Das inter­na­tio­na­le Mil­li­ar­den­pro­jekt ITER stand zwi­schen­zeit­lich vor dem Aus, inzwi­schen wird aber gebaut.“

Mar­tin Boh­ne, ARD-Stu­dio Paris

 

Der Traum von der Kern­fu­si­on beglei­tet mich per­sön­lich seit mei­ner Schul­zeit mit dem auf­kei­men­den Wunsch, Phy­sik zu studieren.

Natür­lich müs­sen wir Erneu­er­ba­re Ener­gien mit gan­zer Kraft aus­bau­en. Aber Strom, Wär­me, Indus­trie­pro­zes­se, Mobi­li­tät, Meer­was­ser­ent­sal­zung, Raum­fahrt benö­ti­gen zur Ergän­zung Ener­gie, die bestän­dig in gro­ßem Umfang bereitsteht.

Mit die­sem Bekennt­nis für Erneu­er­ba­re Ener­gie und Kern­fu­si­on muss ich damit leben, dass sowohl Anhän­ger als auch Geg­ner Erneu­er­ba­rer Ener­gien wider­spre­chen. Die For­schun­gen zur Kern­fu­si­on pola­ri­sie­ren. Es wird dabei oft ein unge­recht­fer­tig­ter Ver­gleich zur Kern­spal­tung gezogen.

Selbst von Freun­den erhält man Ent­geg­nun­gen, wie nachfolgend:

Die ein­zi­ge Kon­stan­te bei der fried­li­chen Anwen­dung der Kern­fu­si­on ist die Ant­wort auf die Fra­ge nach dem Zeit­punkt der erfolg­rei­chen Umset­zung. Die aktu­el­le Ant­wort lau­tet, in 20 Jah­ren. Doch das hören wir schon seit 60 Jah­ren. Tech­nisch und phy­si­ka­lisch sicher hoch inter­es­sant, aber für das Leben auf unse­rem Pla­ne­ten nicht relevant. 

Erneu­er­ba­re Ener­gien könn­ten uns schon jetzt zu 100% versorgen.“

Lei­der muss ich an die­ser Stel­le selbst mei­nen Mit­strei­tern wider­spre­chen, mit denen ansons­ten in Bezug auf die Bedeu­tung der Erneu­er­ba­ren und die Metho­den ihrer Ver­brei­tung völ­lig Einig­keit besteht. Aber mit dem Bekennt­nis für Kern­fu­si­on geht es um den Blick über das gesam­te 21. Jahrhundert.

Der Ener­gie­be­darf der Mensch­heit betrifft nicht nur Strom und Wär­me für Woh­nen, Gewer­be und Indus­trie sowie Nahverkehr.

Erneuerbare Energie und Kernfusion verbinden Autonomie und Globalisierung sowie Aufbruch zu den Sternen

Der zukünf­ti­ge Ener­gie­be­darf wird sich wei­ter ver­viel­fäl­ti­gen, da alle 8 Mil­li­ar­den Men­schen das Recht haben, das Niveau der reichs­ten Mil­li­ar­de Men­schen zu erreichen.

Dabei geht es um Ener­gie für

  • alle Indus­trie­pro­zes­se,
  • die Nut­zung von Ener­gie für neue Ver­fah­ren der Pro­duk­ti­on stoff­li­cher Güter durch Nan­ode­sign ohne wei­te­ren, nicht nach­hal­ti­gen Zugriff auf die gespei­cher­ten Roh­stof­fe unse­res Planeten,
  • Fern­trans­port per Luft, Meer und Stra­ße, auf Schie­nen, in Röh­ren auf Magnet­fel­dern ober­ir­disch oder unter der Erde
  • zuneh­men­de Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on per Hydro­kul­tu­ren in Gebäuden,
  • zuneh­men­de Gebäu­de­küh­lung auf­grund des Klimawandels,
  • Meer­was­ser­ent­sal­zung,
  • Raum­fahrt und Auf­bruch zum Mars.

 

Tut mir leid, aber Son­ne, Wind und Was­ser rei­chen dafür allein nicht. Rech­nun­gen im glo­ba­len Maß­stab bewei­sen uns schnell die Tatsachen.

Außer­dem fehlt der Mensch­heit somit auch die nöti­ge Resi­li­enz, wenn z.B. ein Super­vul­kan die Erde für ein bis zwei Jah­re verdunkelt.

Eine brei­te­re Auf­stel­lung ist not­wen­dig. Und als Phy­si­ker ken­nen wir wei­te­re Mög­lich­kei­ten der Ener­gie­ge­win­nung, auch wenn die­se Ver­fah­ren heu­te noch nicht tech­nisch beherrscht wer­den. Bei jeder Unter­stüt­zung für Auto­no­mie und Sub­si­dia­ri­tät dür­fen wir nicht die gro­ßen Auf­ga­ben der Mensch­heit und die Not­wen­dig­keit zur Zusam­men­ar­beit aus den Augen verlieren.

Phy­sik ist lang­sam und benö­tigt Geduld. Von der Quan­ten­me­cha­nik bis zum CD-Play­er dau­er­te es 60 Jah­re. Inso­fern ist die For­schung an der Kern­fu­si­on zwar nicht schnell, aber auch nicht extrem langsam.

Sor­ry für den Wider­spruch, aber wir wir­ken trotz­dem gemein­sam wei­ter mit gan­zer Kraft für Erneu­er­ba­re Ener­gie und Kern­fu­si­on — egal ob hei­ße oder kal­te Fusi­on — erbringt die Grund­leis­tung auf dem Weg in das nächs­te Jahr­hun­dert und zum Auf­bruch zu den Sternen.

 

Lei­men, den 01. August 2020

Andre­as Keß­ling, ener­gy design

Über Andreas Kießling 101 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*


14 − 11 =