Uranmunition

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Tödlicher Staub bedroht die Zivilbevölkerung und die Umwelt

Der Arti­kel “Uran­mu­ni­ti­on: Der töd­li­che Staub bedroht Zivil­be­völ­ke­rung und Umwelt” beleuch­tet die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen von Uran­mu­ni­ti­on auf Mensch und Umwelt. Der Ein­satz die­ser Waf­fen in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten wirft viel­fäl­ti­ge ethi­sche Fra­gen bezüg­lich der gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­gen auf. Die Annä­he­rung an die­ses The­ma zeigt deut­lich, wie Poli­tik und Mili­tär die lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt und die mensch­li­che Gesund­heit igno­rie­ren.  Eine inter­na­tio­na­le Kon­ven­ti­on for­dert ein all­ge­mei­nes und umfas­sen­des Ver­bot jeg­li­cher mili­tä­ri­scher Ver­wen­dung von Uran. Doch auch Demo­kra­tien kön­nen im Krieg ihre Wer­te ver­ges­sen. Somit bleibt der Ein­satz die­ser teuf­li­schen Waf­fen und der damit ver­bun­de­ne töd­li­che Staub auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne umstrit­ten. 

Wenn Demo­kra­tien im Krieg ihre eige­nen Wer­te ver­ges­sen, sind am Ende wie­der die Zivil­be­völ­ke­rung und die Umwelt die Leid­tra­gen­den. 

Vorwort

Es gab ein­mal in Deutsch­land Poli­ti­ker, die ver­ur­teil­ten bedin­gungs­los geäch­te­te Waf­fen. Dazu gehö­ren Streu­mu­ni­ti­on und Uran­mu­ni­ti­on. 

Im Ukrai­ne-Krieg lie­fern die USA nun Streu­mu­ni­ti­on. Es mag sein, dass inter­na­tio­na­le Abkom­men zum Ver­bot des Ein­sat­zes sol­cher Waf­fen durch die USA nicht unter­zeich­net wur­den. Aber Deutsch­land unter­schrieb nicht nur die Kon­ven­ti­on durch den dama­li­gen Außen­mi­nis­ter und heu­ti­gen Bun­des­prä­si­den­ten Frank-Wal­ter Stein­mei­er, son­dern trieb die Ver­ein­ba­rung die­ses Abkom­mens ent­schei­dend vor­an. Das trifft übri­gens auch für den dama­li­gen Minis­ter­prä­si­den­ten Nor­we­gens und aktu­el­lem NATO-Gene­ral­se­kre­tär Jens Stol­ten­berg zu. Bei­de schei­nen jetzt nichts mehr davon zu wis­sen. Sie ver­let­zen das Abkom­men und mutie­ren zum Befür­wor­ter des Ein­sat­zes die­ser teuf­li­schen Waf­fen in der Ukrai­ne. Was inter­es­siert sie ihre Moral von ges­tern? Aber es geht noch schlim­mer. 

Somit wen­den wir uns dem The­ma Uran­mu­ni­ti­on zu. Noch vor weni­gen Jah­ren berich­te­ten öffent­lich-recht­li­che Medi­en über das strah­len­de Ver­mächt­nis die­ser Waf­fen. Inzwi­schen wie­geln sowohl Poli­ti­ker als auch Medi­en ab, wenn es um deren Ein­satz in der Ukrai­ne geht. Es wären nur pan­zer­bre­chen­de Mit­tel, die kei­ne schäd­li­che Wir­kun­gen auf die Bevöl­ke­rung haben. Anschei­nend gilt auch hier: „Was inter­es­siert das Geschwätz von ges­tern“? Schau­en wir uns die­se Werk­zeu­ge des Todes näher an.

Einführung

Uran­mu­ni­ti­on auf Grund­la­ge des soge­nann­ten abge­rei­cher­ten Urans hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten auf­grund der Ver­wen­dung in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten und dar­aus resul­tie­ren­den gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen erheb­li­che Auf­merk­sam­keit erregt. Abge­rei­cher­tes Uran ist ein Neben­pro­dukt des Pro­zes­ses zur Her­stel­lung von ange­rei­cher­tem Uran für Kern­re­ak­to­ren und Atom­waf­fen. Es besteht haupt­säch­lich aus Uran-238, einem gegen­über dem natür­lich vor­kom­men­de Uran­ge­misch weni­ger radio­ak­ti­ven Iso­top. Das natür­li­che Uran-Gemisch ent­hält 99,3 Pro­zent Uran-238 und zu 0,7 Pro­zent das stär­ker radio­ak­ti­ve Uran-235.

Uran besitzt eine hohe Dich­te, 1,7‑mal dich­ter als Blei, was der Muni­ti­on eine außer­ge­wöhn­li­che Durch­schlags­kraft ver­leiht. Auf­grund die­ser Eigen­schaft wur­de das Ele­ment zum bevor­zug­ten Mit­tel pan­zer­bre­chen­der Waf­fen. Sie kön­nen schwe­re Rüs­tun­gen durch­drin­gen, die sonst für kon­ven­tio­nel­le Waf­fen nicht durch­dring­bar wären.

Trotz sei­ner gerin­ge­ren Radio­ak­ti­vi­tät ist Uran-238 nicht harm­los. Es hat eine Halb­werts­zeit von etwa 4,5 Mil­li­ar­den Jah­ren und zer­fällt spon­tan durch Alpha-Strah­lung. Die Haupt­zer­falls­pro­duk­te sind Tho­ri­um-234 und Plu­to­ni­um-238, wobei beson­ders Plu­to­ni­um-238 für den Men­schen höchst gefähr­lich ist. Schon kleins­te Plu­to­ni­um-Men­gen kön­nen bei der Auf­nah­me im Kör­per zu Krebs und zur Ver­än­de­rung des Erb­ma­te­ri­als führen.

Die Beson­der­heit bei der Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on liegt in der Frei­set­zung feins­ter Uran­oxid­par­ti­kel bei der Explo­si­on. Die­se Par­ti­kel kön­nen in die Umwelt frei­ge­setzt und weit­räu­mig trans­por­tiert wer­den. Sie stel­len eine poten­zi­el­le Gesund­heits­ge­fahr dar, wenn sie ein­ge­at­met oder ver­schluckt wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen sie in den Boden ein­drin­gen und das Grund­was­ser kon­ta­mi­nie­ren, mit lang­fris­ti­gen öko­lo­gi­schen Auswirkungen.

Die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on wirft daher eine Rei­he von Fra­gen auf, die von ethi­schen Fra­ge­stel­lun­gen zur Legi­ti­mi­tät des Ein­sat­zes der­ar­ti­ger Waf­fen in Kriegs­zei­ten bis hin zu den lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit der Men­schen und die Umwelt rei­chen. Die­se Fra­gen wid­men wir uns in den nächs­ten Abschnitten.

Aufbau und Funktion der Uranmunition

Uran­mu­ni­ti­on wur­de auf­grund der hohen Dich­te und selbst­schär­fen­den Eigen­schaf­ten die bevor­zug­te Wahl für pan­zer­bre­chen­de Waf­fen. Die Gra­na­ten bestehen aus einem Kern aus abge­rei­cher­tem Uran, der von einer Hül­le aus einem ande­ren Mate­ri­al, oft Stahl oder Alu­mi­ni­um, umge­ben ist. 

Bei der Explo­si­on ent­zün­det sich das Uran und ver­brennt zu fei­nem Uran­oxid­staub. Die­ser Pro­zess wird durch die hohe Tem­pe­ra­tur der Explo­si­on aus­ge­löst, die das Uran zur Oxi­da­ti­on bringt. Die dabei ent­ste­hen­den Uran­oxid­par­ti­kel sind extrem hart und scharf und kön­nen schwe­re Rüs­tun­gen durchdringen.

Die Durch­schlags­kraft von Uran­mu­ni­ti­on ist beein­dru­ckend. Zum Bei­spiel kann eine 120-mm-Pan­zer­gra­na­te mit Uran, wie sie von einem M1 Abrams-Pan­zer abge­feu­ert wird, eine Stahl­pan­ze­rung von mehr als zwei Metern Dicke durch­drin­gen. Dies ist weit mehr als die meis­ten kon­ven­tio­nel­len Pan­zer­ab­wehr­waf­fen leis­ten können.

Wei­ter­hin besitzt Uran­mu­ni­ti­on eine selbst­schär­fen­de Eigen­schaft. Im Gegen­satz zu her­kömm­li­cher Muni­ti­on, die beim Auf­prall stumpf wird, spal­tet sich die Muni­ti­on beim Durch­drin­gen der Rüs­tung in schar­fe Frag­men­te. Dies erhöht ihre Durch­schlags­kraft und ermög­licht es ihnen, tie­fer in das Ziel einzudringen.

Die genau­en tech­ni­schen Details und spe­zi­fi­schen Durch­schlags­leis­tun­gen von Uran­mu­ni­ti­on sind nicht leicht zugäng­lich, da sie als mili­tä­ri­sche Geheim­nis­se ein­ge­stuft wer­den. Es ist jedoch bekannt, dass abge­rei­cher­tes Uran auf­grund sei­ner hohen Dich­te und Här­te in der Lage ist, stark gepan­zer­te Zie­le und sogar eini­ge Bun­ker zu durchdringen.

Ein Bei­spiel für die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on ist die laser­ge­lenk­te GBU-28 “Bun­ker Buster”-Bombe, die wäh­rend des Golf­kriegs 1991 ent­wi­ckelt wur­de. Die­se Bom­be hat einen mas­si­ven, mit Uran ver­stärk­ten Pene­tra­tor, der dazu dient, tief in den Boden oder durch Beton zu boh­ren, bevor der Spreng­stoff im Inne­ren gezün­det wird. Die GBU-28 kann meh­re­re Meter Beton durch­drin­gen, bevor sie explo­diert. Sie wur­de bei­spiels­wei­se ein­ge­setzt, um tie­fe unter­ir­di­sche Bun­ker im Irak zu zerstören.

Einsatz von Uran-Munition in Jugoslawien und im Irak

Uran-Geschos­se wur­den in den 1970er Jah­ren ent­wi­ckelt, um sowje­ti­sche Pan­zer der Spit­zen­klas­se zu besie­gen. Rund 20 Natio­nen haben jetzt die pan­zer­bre­chen­den Waf­fen in ihren Arsenalen.

Obwohl Tau­sen­de von Kilo­me­tern von­ein­an­der ent­fernt, tei­len der Irak und das frü­he­re Jugo­sla­wi­en die zwei­fel­haf­te Aus­zeich­nung, mit radio­ak­ti­ven Rück­stän­den der Uran­mu­ni­ti­on, die bei ame­ri­ka­ni­schen Luft­an­grif­fen ver­wen­det wur­de, kon­ta­mi­niert zu sein. Nach meh­re­ren Jah­ren des Schwei­gens gaben US-Behör­den schließ­lich zu, dass wäh­rend des Golf­kriegs 340 Ton­nen Uran­mu­ni­ti­on abge­feu­ert wur­den. Bezüg­lich des Ein­sat­zes in Jugo­sla­wi­en ver­zö­ger­te die USA die Bereit­stel­lung von Daten zu Men­gen und Ziel­or­ten im Rah­men der inter­na­tio­na­len Bemü­hun­gen, Gesund­heits­ri­si­ken zu bewerten.

Trotz wie­der­hol­ter Anfra­gen war­te­te die NATO fast ein gan­zes Jahr nach Beginn der Bom­bar­die­rung im März 1999, um mit­zu­tei­len, dass 31.000 Geschos­se mit Uran­mu­ni­ti­on – mit neun Ton­nen Gesamt­ge­wicht ein Bruch­teil der im Irak abge­feu­er­ten Men­ge — von A‑10 “Panzerknacker”-Flugzeugen über Koso­vo abge­feu­ert wur­den. Ein Bericht aus Bel­grad, der im April die­ses Jah­res ver­öf­fent­licht wur­de, schätzt, dass etwa 50.000 Geschos­se in Tei­len Ser­bi­ens und Mon­te­ne­gros sowie in Koso­vo ver­wen­det wur­den. Es gibt reich­lich Bewei­se dafür, dass Uran­mu­ni­ti­on in dicht besie­del­ten Gebie­ten ein­ge­setzt wur­de. Dabei gab es kei­ne Gefah­ren­war­nun­gen für Zivi­lis­ten und zurück­keh­ren­de Flüchtlinge.

Wenn Uran­mu­ni­ti­on auf ein har­tes Ziel trifft, pul­ve­ri­siert es zu feins­tem Staub, der ein­ge­at­met wer­den kann und damit bei einer Halb­werts­zeit von 4,5 Mil­li­ar­den Jah­ren im Kör­per lebens­lang radio­ak­tiv wirkt. Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler stell­ten fest, dass die­ser Staub min­des­tens 40 km in der Luft trans­por­tiert wer­den kann. Wis­sen­schaft­ler des Natio­na­len Insti­tuts für Gesund­heits­schutz in Maze­do­ni­en stell­ten wäh­rend des Luft­kriegs das acht­fa­che Niveau der Alpha-Strah­lung fest. Dabei ist aber zu beach­ten, dass das höchs­te Strah­lungs­ri­si­ko von zer­stör­ten Angriffs­zie­len aus­geht. Ins­be­son­de­re im Irak wur­den im Bereich zer­stör­ter Pan­zer, die teil­wei­se heu­te noch nicht besei­tigt wur­den, höchst­ge­fähr­li­che Strah­lungs­leis­tun­gen gemes­sen. 

Auswirkungen für Gesundheit und Umwelt

Die gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on wer­den noch kon­tro­vers dis­ku­tiert und von Wis­sen­schaft­lern welt­weit unter­sucht. Dies betrifft sowohl die Unter­su­chung der che­mi­schen Toxi­zi­tät als auch die Aus­wir­kun­gen der Auf­nah­me des schwach radio­ak­ti­ven Uran-238 im Körper.

Die gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen sind viel­fäl­tig und betref­fen ver­schie­de­ne Orga­ne des mensch­li­chen Kör­pers. Es gibt Berich­te über Nie­ren­schä­den, neu­ro­lo­gi­sche Stö­run­gen und zu Krebs. In Tier­ver­su­chen wur­de gezeigt, dass die Belas­tung mit dem Staub der Uran­mu­ni­ti­on zu Ver­hal­tens­än­de­run­gen, oxi­da­tiv­em Stress im Gehirn und Ver­än­de­run­gen im Cho­le­ste­rin­stoff­wech­sel füh­ren kann. Es gibt auch Hin­wei­se dar­auf, dass das Erb­ma­te­ri­al, die DNS, geschä­digt wer­den kann. Gene­ti­sche Ver­än­de­run­gen und Miss­bil­dun­gen bei Neu­ge­bo­re­nen im Irak wur­den viel­fäl­tig beobachtet.

Die Aus­wir­kun­gen auf die mensch­li­che Gesund­heit sind jedoch noch schwer zu quan­ti­fi­zie­ren. Vie­le der Stu­di­en, die nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen fest­ge­stellt haben, basie­ren auf Tier­mo­del­len oder Zell­kul­tu­ren. Bei Men­schen, die tat­säch­lich dem Ein­satz die­ser Waf­fen aus­ge­setzt waren, wie zum Bei­spiel Golf­kriegs­ve­te­ra­nen, ist es schwie­rig, einen direk­ten kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen der Belas­tung und gesund­heit­li­chen Pro­ble­men her­zu­stel­len. Dies liegt zum Teil dar­an, dass die­se Per­so­nen oft auch ande­ren gesund­heits­schäd­li­chen Fak­to­ren aus­ge­setzt waren. Auf­grund die­ser Daten­la­ge recht­fer­ti­gen die Staa­ten, in deren Besitz sich Uran­mu­ni­ti­on befin­det, immer noch den Ein­satz, wie aktu­ell in der Ukraine.

Die lang­fris­ti­gen Umwelt­aus­wir­kun­gen der Kon­ta­mi­na­ti­on schei­nen dabei igno­riert zu wer­den. Ein umfas­sen­des Ver­ständ­nis dafür fehlt. Trotz­dem behaup­ten Befür­wor­ter des Ein­sat­zes, dass Uran­mu­ni­ti­on für die Umwelt lang­fris­tig unbe­denk­lich ist. Aber die End­pro­duk­te des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on kön­nen in den Boden ein­drin­gen und das Grund­was­ser kon­ta­mi­nie­ren. Sie kön­nen auch in die Nah­rungs­ket­te gelan­gen und sich in Pflan­zen und Tie­ren anrei­chern. 

Der Ein­satz von abge­rei­cher­tem Uran ist also ein kom­ple­xes und umstrit­te­nes The­ma. Wäh­rend zwar Uran­mu­ni­ti­on unbe­streit­ba­re mili­tä­ri­sche Vor­tei­le bie­tet, sind die poten­zi­el­len gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­gen erheb­lich. 

Tödlicher Staub in Basra und Nasiriyah

Der Doku­men­tar­film “Dead­ly Dust” führ­te Unter­su­chun­gen in ver­schie­de­nen Tei­len des Irak durch, dar­un­ter auch in der Stadt Bas­ra und in der Umge­bung von Nasi­ri­yah. Bas­ra ist eine Stadt, die mehr als jede ande­re Stadt im Irak Krieg kennt: Krieg gegen den Iran, Krieg im Kuwait-Kon­flikt und spä­ter der zwei­te Golf­krieg. In Bas­ra und Umge­bung stie­ßen ame­ri­ka­ni­sche und bri­ti­sche Trup­pen im Früh­jahr 2003 beim Vor­marsch auf hef­tigs­ten Widerstand.

In der Doku­men­ta­ti­on wird her­vor­ge­ho­ben, dass in der Wüs­ten­land­schaft süd­lich von Nasi­ri­yah, auf der Stra­ße nach Bas­ra, immer noch sicht­ba­re Spu­ren des Krie­ges zu fin­den sind. Ver­brann­te Pan­zer und gepan­zer­te Fahr­zeu­ge sind in der Regi­on heu­te noch viel­fäl­tig zu fin­den. Der tro­cke­ne Wüs­ten­wind kon­ser­vier­te das Mate­ri­al, bedeckt von einer dün­nen Sand­schicht. Gro­ße Tei­le die­ser Über­res­te stam­men sogar noch aus den Kämp­fen im Jahr 1991, als alli­ier­te Trup­pen unter US-Kom­man­do die ira­ki­sche Armee aus Kuwait vertrieben.

Die­se Fahr­zeu­ge bil­den heu­te die Haupt­quel­len der radio­ak­ti­ven Kon­ta­mi­na­ti­on. Vie­le Men­schen erkann­ten die Gefahr nicht. Als sie es taten, war es bereits zu spät. Erst 30 Jah­re spä­ter began­nen unab­hän­gi­ge Insti­tu­tio­nen, unwi­der­leg­ba­re Bewei­se für die Kon­ta­mi­na­ti­on zu ver­öf­fent­li­chen. Die Stadt Bas­ra spiel­te eine beson­de­re Rol­le, da sie die höchs­ten Raten an Leuk­ämie bei Säug­lin­gen auf­weist. Dies wird auf die Ver­wen­dung von abge­rei­cher­tem Uran in der Regi­on wäh­rend des ers­ten Golf­kriegs im Jahr 1991 und des zwei­ten Golf­kriegs im Jahr 2003 zurückgeführt.

Die Unter­su­chun­gen im Film “Dead­ly Dust” leis­te­ten somit einen wich­ti­gen Bei­trag zur Auf­de­ckung der Aus­wir­kun­gen des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on im Irak.

Kontroverse und aktueller Stand

Die Kon­tro­ver­se um die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on in der Kriegs­füh­rung ist ein The­ma, das sowohl auf poli­ti­scher als auch auf wis­sen­schaft­li­cher Ebe­ne inten­siv dis­ku­tiert wird. Die Befür­wor­ter beto­nen die mili­tä­ri­sche Wirk­sam­keit, ins­be­son­de­re ihre Fähig­keit, Pan­ze­run­gen zu durch­drin­gen. Sie argu­men­tie­ren, dass die gesund­heit­li­chen Risi­ken gering sind und dass Uran­mu­ni­ti­on nicht als nuklea­re Waf­fe betrach­tet wird.

Die Geg­ner wei­sen jedoch auf die poten­zi­el­len gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Risi­ken hin. Sie argu­men­tie­ren, dass Uran­mu­ni­ti­on den Boden kon­ta­mi­nie­ren und sowohl die Umwelt als auch die Gesund­heit der Men­schen in den betrof­fe­nen Gebie­ten gefähr­den kann. Stu­di­en haben mög­li­che Ver­bin­dun­gen zwi­schen der Ver­wen­dung die­ser Muni­ti­on und Geburts­feh­lern in Nasi­ri­yah, Irak, nahegelegt.

Die recht­li­che Situa­ti­on bezüg­lich die­ser Waf­fen ist eben­falls umstrit­ten. Das bri­ti­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um besteht dar­auf, dass die Uran-Gra­na­ten, die es in die Ukrai­ne schickt, durch kein inter­na­tio­na­les Abkom­men ver­bo­ten sind. Es behaup­tet, dass die Gra­na­ten des Ver­ei­nig­ten König­reichs gemäß Arti­kel 36 des ers­ten Pro­to­kolls von 1977 zusätz­lich zu den Gen­fer Kon­ven­tio­nen von 1949 “recht­mä­ßig in inter­na­tio­na­len bewaff­ne­ten Kon­flik­ten ein­ge­setzt wer­den können”.

Internationale Koalition zum Verbot von Uranwaffen (ICBUW)

Für ein Ver­bot von Uran­waf­fen setzt sich dage­gen die inter­na­tio­na­le Koali­ti­on zum Ver­bot von Uran­waf­fen (ICBUW) ein. Dies ist eine Koali­ti­on von 160 Grup­pen in 33 Län­dern. Sie wur­de 2003 in Bel­gi­en gegrün­det und hat ihren Sitz in Ber­lin. Die ICBUW setzt sich für ein Ver­bot der Ver­wen­dung, des Trans­ports, der Her­stel­lung, des Ver­kaufs und des Exports aller kon­ven­tio­nel­len Waf­fen­sys­te­me ein, die Uran ent­hal­ten. Sie for­dert auch die Gesund­heits­über­wa­chung und Ent­schä­di­gung für Gemein­schaf­ten sowie die Sanie­rung sol­cher Stand­or­te, die vom Ein­satz der Uran­mu­ni­ti­on betrof­fen sind.

Die ICBUW hat einen Ent­wurf zu einer Kon­ven­ti­on zur Äch­tung von im Krieg ein­ge­setz­tem abge­rei­cher­ten Uran vor­ge­legt. Die Kon­ven­ti­on ent­hält ein all­ge­mei­nes und umfas­sen­des Ver­bot der Ent­wick­lung, Pro­duk­ti­on, des Trans­ports, der Lage­rung, des Besit­zes, der Über­tra­gung und der Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on, Uran­pan­zer­plat­ten und jeg­li­cher ande­rer mili­tä­ri­scher Ver­wen­dung von Uran. Die Kon­ven­ti­on skiz­ziert auch Ver­pflich­tun­gen zur Abschaf­fung von Uran­waf­fen und zur Zer­stö­rung von Ein­rich­tun­gen, die die­se Waf­fen her­stel­len. Dar­über hin­aus ver­pflich­tet sie die Staa­ten, eine schnel­le Dekon­ta­mi­na­ti­on von radio­ak­ti­ven Schlacht­fel­dern und Test­ge­län­den sicher­zu­stel­len, wobei der Schutz und die Unter­stüt­zung der in die­sen Gebie­ten leben­den Zivil­be­völ­ke­rung betont wird, und ver­pflich­tet die Staa­ten, die Opfer zu entschädigen.

Doch nicht alle Län­der erken­nen die­se Kon­ven­ti­on an. Daher bleibt die Ver­wen­dung von abge­rei­cher­tem Uran in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten ein umstrit­te­nes The­ma auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne. 

 

Uran­mu­ni­ti­on: Lei­men / Hei­del­berg — 21. Juli 2023

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design

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