Uranmunition

Tödlicher Staub bedroht die Zivilbevölkerung und die Umwelt

Uranmunition
Uranmunition (FOTO: U.S. FEDERAL GOVERNMENT, GEMEINFREI)

Uranmunition

Tödlicher Staub bedroht die Zivilbevölkerung und die Umwelt

Der Arti­kel “Uran­mu­ni­ti­on: Der töd­li­che Staub bedroht Zivil­be­völ­ke­rung und Umwelt” beleuch­tet die ver­hee­ren­den Aus­wir­kun­gen von Uran­mu­ni­ti­on auf Mensch und Umwelt. Der Ein­satz die­ser Waf­fen in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten wirft viel­fäl­ti­ge ethi­sche Fra­gen bezüg­lich der gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­gen auf. Die Annä­he­rung an die­ses The­ma zeigt deut­lich, wie Poli­tik und Mili­tär die lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf die Umwelt und die mensch­li­che Gesund­heit igno­rie­ren.  Eine inter­na­tio­na­le Kon­ven­ti­on for­dert ein all­ge­mei­nes und umfas­sen­des Ver­bot jeg­li­cher mili­tä­ri­scher Ver­wen­dung von Uran. Doch auch Demo­kra­tien kön­nen im Krieg ihre Wer­te ver­ges­sen. Somit bleibt der Ein­satz die­ser teuf­li­schen Waf­fen und der damit ver­bun­de­ne töd­li­che Staub auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne umstrit­ten. 

Wenn Demo­kra­tien im Krieg ihre eige­nen Wer­te ver­ges­sen, sind am Ende wie­der die Zivil­be­völ­ke­rung und die Umwelt die Leid­tra­gen­den. 

Vorwort

Es gab ein­mal in Deutsch­land Poli­ti­ker, die ver­ur­teil­ten bedin­gungs­los geäch­te­te Waf­fen. Dazu gehö­ren Streu­mu­ni­ti­on und Uran­mu­ni­ti­on. 

Im Ukrai­ne-Krieg lie­fern die USA nun Streu­mu­ni­ti­on. Es mag sein, dass inter­na­tio­na­le Abkom­men zum Ver­bot des Ein­sat­zes sol­cher Waf­fen durch die USA nicht unter­zeich­net wur­den. Aber Deutsch­land unter­schrieb nicht nur die Kon­ven­ti­on durch den dama­li­gen Außen­mi­nis­ter und heu­ti­gen Bun­des­prä­si­den­ten Frank-Wal­ter Stein­mei­er, son­dern trieb die Ver­ein­ba­rung die­ses Abkom­mens ent­schei­dend vor­an. Das trifft übri­gens auch für den dama­li­gen Minis­ter­prä­si­den­ten Nor­we­gens und aktu­el­lem NATO-Gene­ral­se­kre­tär Jens Stol­ten­berg zu. Bei­de schei­nen jetzt nichts mehr davon zu wis­sen. Sie ver­let­zen das Abkom­men und mutie­ren zum Befür­wor­ter des Ein­sat­zes die­ser teuf­li­schen Waf­fen in der Ukrai­ne. Was inter­es­siert sie ihre Moral von ges­tern? Aber es geht noch schlim­mer. 

Somit wen­den wir uns dem The­ma Uran­mu­ni­ti­on zu. Noch vor weni­gen Jah­ren berich­te­ten öffent­lich-recht­li­che Medi­en über das strah­len­de Ver­mächt­nis die­ser Waf­fen. Inzwi­schen wie­geln sowohl Poli­ti­ker als auch Medi­en ab, wenn es um deren Ein­satz in der Ukrai­ne geht. Es wären nur pan­zer­bre­chen­de Mit­tel, die kei­ne schäd­li­che Wir­kun­gen auf die Bevöl­ke­rung haben. Anschei­nend gilt auch hier: „Was inter­es­siert das Geschwätz von ges­tern“? Schau­en wir uns die­se Werk­zeu­ge des Todes näher an.

Einführung

Uran­mu­ni­ti­on auf Grund­la­ge des soge­nann­ten abge­rei­cher­ten Urans hat in den letz­ten Jahr­zehn­ten auf­grund der Ver­wen­dung in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten und dar­aus resul­tie­ren­den gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Aus­wir­kun­gen erheb­li­che Auf­merk­sam­keit erregt. Abge­rei­cher­tes Uran ist ein Neben­pro­dukt des Pro­zes­ses zur Her­stel­lung von ange­rei­cher­tem Uran für Kern­re­ak­to­ren und Atom­waf­fen. Es besteht haupt­säch­lich aus Uran-238, einem gegen­über dem natür­lich vor­kom­men­de Uran­ge­misch weni­ger radio­ak­ti­ven Iso­top. Das natür­li­che Uran-Gemisch ent­hält 99,3 Pro­zent Uran-238 und zu 0,7 Pro­zent das stär­ker radio­ak­ti­ve Uran-235.

Uran besitzt eine hohe Dich­te, 1,7‑mal dich­ter als Blei, was der Muni­ti­on eine außer­ge­wöhn­li­che Durch­schlags­kraft ver­leiht. Auf­grund die­ser Eigen­schaft wur­de das Ele­ment zum bevor­zug­ten Mit­tel pan­zer­bre­chen­der Waf­fen. Sie kön­nen schwe­re Rüs­tun­gen durch­drin­gen, die sonst für kon­ven­tio­nel­le Waf­fen nicht durch­dring­bar wären.

Trotz sei­ner gerin­ge­ren Radio­ak­ti­vi­tät ist Uran-238 nicht harm­los. Es hat eine Halb­werts­zeit von etwa 4,5 Mil­li­ar­den Jah­ren und zer­fällt spon­tan durch Alpha-Strah­lung. Die Haupt­zer­falls­pro­duk­te sind Tho­ri­um-234 und Plu­to­ni­um-238, wobei beson­ders Plu­to­ni­um-238 für den Men­schen höchst gefähr­lich ist. Schon kleins­te Plu­to­ni­um-Men­gen kön­nen bei der Auf­nah­me im Kör­per zu Krebs und zur Ver­än­de­rung des Erb­ma­te­ri­als führen.

Die Beson­der­heit bei der Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on liegt in der Frei­set­zung feins­ter Uran­oxid­par­ti­kel bei der Explo­si­on. Die­se Par­ti­kel kön­nen in die Umwelt frei­ge­setzt und weit­räu­mig trans­por­tiert wer­den. Sie stel­len eine poten­zi­el­le Gesund­heits­ge­fahr dar, wenn sie ein­ge­at­met oder ver­schluckt wer­den. Dar­über hin­aus kön­nen sie in den Boden ein­drin­gen und das Grund­was­ser kon­ta­mi­nie­ren, mit lang­fris­ti­gen öko­lo­gi­schen Auswirkungen.

Die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on wirft daher eine Rei­he von Fra­gen auf, die von ethi­schen Fra­ge­stel­lun­gen zur Legi­ti­mi­tät des Ein­sat­zes der­ar­ti­ger Waf­fen in Kriegs­zei­ten bis hin zu den lang­fris­ti­gen Aus­wir­kun­gen auf die Gesund­heit der Men­schen und die Umwelt rei­chen. Die­se Fra­gen wid­men wir uns in den nächs­ten Abschnitten.

Aufbau und Funktion der Uranmunition

Uran­mu­ni­ti­on wur­de auf­grund der hohen Dich­te und selbst­schär­fen­den Eigen­schaf­ten die bevor­zug­te Wahl für pan­zer­bre­chen­de Waf­fen. Die Gra­na­ten bestehen aus einem Kern aus abge­rei­cher­tem Uran, der von einer Hül­le aus einem ande­ren Mate­ri­al, oft Stahl oder Alu­mi­ni­um, umge­ben ist. 

Bei der Explo­si­on ent­zün­det sich das Uran und ver­brennt zu fei­nem Uran­oxid­staub. Die­ser Pro­zess wird durch die hohe Tem­pe­ra­tur der Explo­si­on aus­ge­löst, die das Uran zur Oxi­da­ti­on bringt. Die dabei ent­ste­hen­den Uran­oxid­par­ti­kel sind extrem hart und scharf und kön­nen schwe­re Rüs­tun­gen durchdringen.

Die Durch­schlags­kraft von Uran­mu­ni­ti­on ist beein­dru­ckend. Zum Bei­spiel kann eine 120-mm-Pan­zer­gra­na­te mit Uran, wie sie von einem M1 Abrams-Pan­zer abge­feu­ert wird, eine Stahl­pan­ze­rung von mehr als zwei Metern Dicke durch­drin­gen. Dies ist weit mehr als die meis­ten kon­ven­tio­nel­len Pan­zer­ab­wehr­waf­fen leis­ten können.

Wei­ter­hin besitzt Uran­mu­ni­ti­on eine selbst­schär­fen­de Eigen­schaft. Im Gegen­satz zu her­kömm­li­cher Muni­ti­on, die beim Auf­prall stumpf wird, spal­tet sich die Muni­ti­on beim Durch­drin­gen der Rüs­tung in schar­fe Frag­men­te. Dies erhöht ihre Durch­schlags­kraft und ermög­licht es ihnen, tie­fer in das Ziel einzudringen.

Die genau­en tech­ni­schen Details und spe­zi­fi­schen Durch­schlags­leis­tun­gen von Uran­mu­ni­ti­on sind nicht leicht zugäng­lich, da sie als mili­tä­ri­sche Geheim­nis­se ein­ge­stuft wer­den. Es ist jedoch bekannt, dass abge­rei­cher­tes Uran auf­grund sei­ner hohen Dich­te und Här­te in der Lage ist, stark gepan­zer­te Zie­le und sogar eini­ge Bun­ker zu durchdringen.

Ein Bei­spiel für die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on ist die laser­ge­lenk­te GBU-28 “Bun­ker Buster”-Bombe, die wäh­rend des Golf­kriegs 1991 ent­wi­ckelt wur­de. Die­se Bom­be hat einen mas­si­ven, mit Uran ver­stärk­ten Pene­tra­tor, der dazu dient, tief in den Boden oder durch Beton zu boh­ren, bevor der Spreng­stoff im Inne­ren gezün­det wird. Die GBU-28 kann meh­re­re Meter Beton durch­drin­gen, bevor sie explo­diert. Sie wur­de bei­spiels­wei­se ein­ge­setzt, um tie­fe unter­ir­di­sche Bun­ker im Irak zu zerstören.

Einsatz von Uran-Munition in Jugoslawien und im Irak

Uran-Geschos­se wur­den in den 1970er Jah­ren ent­wi­ckelt, um sowje­ti­sche Pan­zer der Spit­zen­klas­se zu besie­gen. Rund 20 Natio­nen haben jetzt die pan­zer­bre­chen­den Waf­fen in ihren Arsenalen.

Obwohl Tau­sen­de von Kilo­me­tern von­ein­an­der ent­fernt, tei­len der Irak und das frü­he­re Jugo­sla­wi­en die zwei­fel­haf­te Aus­zeich­nung, mit radio­ak­ti­ven Rück­stän­den der Uran­mu­ni­ti­on, die bei ame­ri­ka­ni­schen Luft­an­grif­fen ver­wen­det wur­de, kon­ta­mi­niert zu sein. Nach meh­re­ren Jah­ren des Schwei­gens gaben US-Behör­den schließ­lich zu, dass wäh­rend des Golf­kriegs 340 Ton­nen Uran­mu­ni­ti­on abge­feu­ert wur­den. Bezüg­lich des Ein­sat­zes in Jugo­sla­wi­en ver­zö­ger­te die USA die Bereit­stel­lung von Daten zu Men­gen und Ziel­or­ten im Rah­men der inter­na­tio­na­len Bemü­hun­gen, Gesund­heits­ri­si­ken zu bewerten.

Trotz wie­der­hol­ter Anfra­gen war­te­te die NATO fast ein gan­zes Jahr nach Beginn der Bom­bar­die­rung im März 1999, um mit­zu­tei­len, dass 31.000 Geschos­se mit Uran­mu­ni­ti­on – mit neun Ton­nen Gesamt­ge­wicht ein Bruch­teil der im Irak abge­feu­er­ten Men­ge — von A‑10 “Panzerknacker”-Flugzeugen über Koso­vo abge­feu­ert wur­den. Ein Bericht aus Bel­grad, der im April die­ses Jah­res ver­öf­fent­licht wur­de, schätzt, dass etwa 50.000 Geschos­se in Tei­len Ser­bi­ens und Mon­te­ne­gros sowie in Koso­vo ver­wen­det wur­den. Es gibt reich­lich Bewei­se dafür, dass Uran­mu­ni­ti­on in dicht besie­del­ten Gebie­ten ein­ge­setzt wur­de. Dabei gab es kei­ne Gefah­ren­war­nun­gen für Zivi­lis­ten und zurück­keh­ren­de Flüchtlinge.

Wenn Uran­mu­ni­ti­on auf ein har­tes Ziel trifft, pul­ve­ri­siert es zu feins­tem Staub, der ein­ge­at­met wer­den kann und damit bei einer Halb­werts­zeit von 4,5 Mil­li­ar­den Jah­ren im Kör­per lebens­lang radio­ak­tiv wirkt. Ame­ri­ka­ni­sche Wis­sen­schaft­ler stell­ten fest, dass die­ser Staub min­des­tens 40 km in der Luft trans­por­tiert wer­den kann. Wis­sen­schaft­ler des Natio­na­len Insti­tuts für Gesund­heits­schutz in Maze­do­ni­en stell­ten wäh­rend des Luft­kriegs das acht­fa­che Niveau der Alpha-Strah­lung fest. Dabei ist aber zu beach­ten, dass das höchs­te Strah­lungs­ri­si­ko von zer­stör­ten Angriffs­zie­len aus­geht. Ins­be­son­de­re im Irak wur­den im Bereich zer­stör­ter Pan­zer, die teil­wei­se heu­te noch nicht besei­tigt wur­den, höchst­ge­fähr­li­che Strah­lungs­leis­tun­gen gemes­sen. 

Auswirkungen für Gesundheit und Umwelt

Die gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on wer­den noch kon­tro­vers dis­ku­tiert und von Wis­sen­schaft­lern welt­weit unter­sucht. Dies betrifft sowohl die Unter­su­chung der che­mi­schen Toxi­zi­tät als auch die Aus­wir­kun­gen der Auf­nah­me des schwach radio­ak­ti­ven Uran-238 im Körper.

Die gesund­heit­li­chen Aus­wir­kun­gen sind viel­fäl­tig und betref­fen ver­schie­de­ne Orga­ne des mensch­li­chen Kör­pers. Es gibt Berich­te über Nie­ren­schä­den, neu­ro­lo­gi­sche Stö­run­gen und zu Krebs. In Tier­ver­su­chen wur­de gezeigt, dass die Belas­tung mit dem Staub der Uran­mu­ni­ti­on zu Ver­hal­tens­än­de­run­gen, oxi­da­tiv­em Stress im Gehirn und Ver­än­de­run­gen im Cho­le­ste­rin­stoff­wech­sel füh­ren kann. Es gibt auch Hin­wei­se dar­auf, dass das Erb­ma­te­ri­al, die DNS, geschä­digt wer­den kann. Gene­ti­sche Ver­än­de­run­gen und Miss­bil­dun­gen bei Neu­ge­bo­re­nen im Irak wur­den viel­fäl­tig beobachtet.

Die Aus­wir­kun­gen auf die mensch­li­che Gesund­heit sind jedoch noch schwer zu quan­ti­fi­zie­ren. Vie­le der Stu­di­en, die nega­ti­ve Aus­wir­kun­gen fest­ge­stellt haben, basie­ren auf Tier­mo­del­len oder Zell­kul­tu­ren. Bei Men­schen, die tat­säch­lich dem Ein­satz die­ser Waf­fen aus­ge­setzt waren, wie zum Bei­spiel Golf­kriegs­ve­te­ra­nen, ist es schwie­rig, einen direk­ten kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen der Belas­tung und gesund­heit­li­chen Pro­ble­men her­zu­stel­len. Dies liegt zum Teil dar­an, dass die­se Per­so­nen oft auch ande­ren gesund­heits­schäd­li­chen Fak­to­ren aus­ge­setzt waren. Auf­grund die­ser Daten­la­ge recht­fer­ti­gen die Staa­ten, in deren Besitz sich Uran­mu­ni­ti­on befin­det, immer noch den Ein­satz, wie aktu­ell in der Ukraine.

Die lang­fris­ti­gen Umwelt­aus­wir­kun­gen der Kon­ta­mi­na­ti­on schei­nen dabei igno­riert zu wer­den. Ein umfas­sen­des Ver­ständ­nis dafür fehlt. Trotz­dem behaup­ten Befür­wor­ter des Ein­sat­zes, dass Uran­mu­ni­ti­on für die Umwelt lang­fris­tig unbe­denk­lich ist. Aber die End­pro­duk­te des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on kön­nen in den Boden ein­drin­gen und das Grund­was­ser kon­ta­mi­nie­ren. Sie kön­nen auch in die Nah­rungs­ket­te gelan­gen und sich in Pflan­zen und Tie­ren anrei­chern. 

Der Ein­satz von abge­rei­cher­tem Uran ist also ein kom­ple­xes und umstrit­te­nes The­ma. Wäh­rend zwar Uran­mu­ni­ti­on unbe­streit­ba­re mili­tä­ri­sche Vor­tei­le bie­tet, sind die poten­zi­el­len gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Fol­gen erheb­lich. 

Tödlicher Staub in Basra und Nasiriyah

Der Doku­men­tar­film “Dead­ly Dust” führ­te Unter­su­chun­gen in ver­schie­de­nen Tei­len des Irak durch, dar­un­ter auch in der Stadt Bas­ra und in der Umge­bung von Nasi­ri­yah. Bas­ra ist eine Stadt, die mehr als jede ande­re Stadt im Irak Krieg kennt: Krieg gegen den Iran, Krieg im Kuwait-Kon­flikt und spä­ter der zwei­te Golf­krieg. In Bas­ra und Umge­bung stie­ßen ame­ri­ka­ni­sche und bri­ti­sche Trup­pen im Früh­jahr 2003 beim Vor­marsch auf hef­tigs­ten Widerstand.

In der Doku­men­ta­ti­on wird her­vor­ge­ho­ben, dass in der Wüs­ten­land­schaft süd­lich von Nasi­ri­yah, auf der Stra­ße nach Bas­ra, immer noch sicht­ba­re Spu­ren des Krie­ges zu fin­den sind. Ver­brann­te Pan­zer und gepan­zer­te Fahr­zeu­ge sind in der Regi­on heu­te noch viel­fäl­tig zu fin­den. Der tro­cke­ne Wüs­ten­wind kon­ser­vier­te das Mate­ri­al, bedeckt von einer dün­nen Sand­schicht. Gro­ße Tei­le die­ser Über­res­te stam­men sogar noch aus den Kämp­fen im Jahr 1991, als alli­ier­te Trup­pen unter US-Kom­man­do die ira­ki­sche Armee aus Kuwait vertrieben.

Die­se Fahr­zeu­ge bil­den heu­te die Haupt­quel­len der radio­ak­ti­ven Kon­ta­mi­na­ti­on. Vie­le Men­schen erkann­ten die Gefahr nicht. Als sie es taten, war es bereits zu spät. Erst 30 Jah­re spä­ter began­nen unab­hän­gi­ge Insti­tu­tio­nen, unwi­der­leg­ba­re Bewei­se für die Kon­ta­mi­na­ti­on zu ver­öf­fent­li­chen. Die Stadt Bas­ra spiel­te eine beson­de­re Rol­le, da sie die höchs­ten Raten an Leuk­ämie bei Säug­lin­gen auf­weist. Dies wird auf die Ver­wen­dung von abge­rei­cher­tem Uran in der Regi­on wäh­rend des ers­ten Golf­kriegs im Jahr 1991 und des zwei­ten Golf­kriegs im Jahr 2003 zurückgeführt.

Die Unter­su­chun­gen im Film “Dead­ly Dust” leis­te­ten somit einen wich­ti­gen Bei­trag zur Auf­de­ckung der Aus­wir­kun­gen des Ein­sat­zes von Uran­mu­ni­ti­on im Irak.

Kontroverse und aktueller Stand

Die Kon­tro­ver­se um die Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on in der Kriegs­füh­rung ist ein The­ma, das sowohl auf poli­ti­scher als auch auf wis­sen­schaft­li­cher Ebe­ne inten­siv dis­ku­tiert wird. Die Befür­wor­ter beto­nen die mili­tä­ri­sche Wirk­sam­keit, ins­be­son­de­re ihre Fähig­keit, Pan­ze­run­gen zu durch­drin­gen. Sie argu­men­tie­ren, dass die gesund­heit­li­chen Risi­ken gering sind und dass Uran­mu­ni­ti­on nicht als nuklea­re Waf­fe betrach­tet wird.

Die Geg­ner wei­sen jedoch auf die poten­zi­el­len gesund­heit­li­chen und öko­lo­gi­schen Risi­ken hin. Sie argu­men­tie­ren, dass Uran­mu­ni­ti­on den Boden kon­ta­mi­nie­ren und sowohl die Umwelt als auch die Gesund­heit der Men­schen in den betrof­fe­nen Gebie­ten gefähr­den kann. Stu­di­en haben mög­li­che Ver­bin­dun­gen zwi­schen der Ver­wen­dung die­ser Muni­ti­on und Geburts­feh­lern in Nasi­ri­yah, Irak, nahegelegt.

Die recht­li­che Situa­ti­on bezüg­lich die­ser Waf­fen ist eben­falls umstrit­ten. Das bri­ti­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um besteht dar­auf, dass die Uran-Gra­na­ten, die es in die Ukrai­ne schickt, durch kein inter­na­tio­na­les Abkom­men ver­bo­ten sind. Es behaup­tet, dass die Gra­na­ten des Ver­ei­nig­ten König­reichs gemäß Arti­kel 36 des ers­ten Pro­to­kolls von 1977 zusätz­lich zu den Gen­fer Kon­ven­tio­nen von 1949 “recht­mä­ßig in inter­na­tio­na­len bewaff­ne­ten Kon­flik­ten ein­ge­setzt wer­den können”.

Internationale Koalition zum Verbot von Uranwaffen (ICBUW)

Für ein Ver­bot von Uran­waf­fen setzt sich dage­gen die inter­na­tio­na­le Koali­ti­on zum Ver­bot von Uran­waf­fen (ICBUW) ein. Dies ist eine Koali­ti­on von 160 Grup­pen in 33 Län­dern. Sie wur­de 2003 in Bel­gi­en gegrün­det und hat ihren Sitz in Ber­lin. Die ICBUW setzt sich für ein Ver­bot der Ver­wen­dung, des Trans­ports, der Her­stel­lung, des Ver­kaufs und des Exports aller kon­ven­tio­nel­len Waf­fen­sys­te­me ein, die Uran ent­hal­ten. Sie for­dert auch die Gesund­heits­über­wa­chung und Ent­schä­di­gung für Gemein­schaf­ten sowie die Sanie­rung sol­cher Stand­or­te, die vom Ein­satz der Uran­mu­ni­ti­on betrof­fen sind.

Die ICBUW hat einen Ent­wurf zu einer Kon­ven­ti­on zur Äch­tung von im Krieg ein­ge­setz­tem abge­rei­cher­ten Uran vor­ge­legt. Die Kon­ven­ti­on ent­hält ein all­ge­mei­nes und umfas­sen­des Ver­bot der Ent­wick­lung, Pro­duk­ti­on, des Trans­ports, der Lage­rung, des Besit­zes, der Über­tra­gung und der Ver­wen­dung von Uran­mu­ni­ti­on, Uran­pan­zer­plat­ten und jeg­li­cher ande­rer mili­tä­ri­scher Ver­wen­dung von Uran. Die Kon­ven­ti­on skiz­ziert auch Ver­pflich­tun­gen zur Abschaf­fung von Uran­waf­fen und zur Zer­stö­rung von Ein­rich­tun­gen, die die­se Waf­fen her­stel­len. Dar­über hin­aus ver­pflich­tet sie die Staa­ten, eine schnel­le Dekon­ta­mi­na­ti­on von radio­ak­ti­ven Schlacht­fel­dern und Test­ge­län­den sicher­zu­stel­len, wobei der Schutz und die Unter­stüt­zung der in die­sen Gebie­ten leben­den Zivil­be­völ­ke­rung betont wird, und ver­pflich­tet die Staa­ten, die Opfer zu entschädigen.

Doch nicht alle Län­der erken­nen die­se Kon­ven­ti­on an. Daher bleibt die Ver­wen­dung von abge­rei­cher­tem Uran in mili­tä­ri­schen Kon­flik­ten ein umstrit­te­nes The­ma auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne. 

 

Uran­mu­ni­ti­on: Lei­men / Hei­del­berg — 21. Juli 2023

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design

Über Andreas Kießling 110 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

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