Uranmunition
Tödlicher Staub bedroht die Zivilbevölkerung und die Umwelt
Der Artikel “Uranmunition: Der tödliche Staub bedroht Zivilbevölkerung und Umwelt” beleuchtet die verheerenden Auswirkungen von Uranmunition auf Mensch und Umwelt. Der Einsatz dieser Waffen in militärischen Konflikten wirft vielfältige ethische Fragen bezüglich der gesundheitlichen und ökologischen Folgen auf. Die Annäherung an dieses Thema zeigt deutlich, wie Politik und Militär die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit ignorieren. Eine internationale Konvention fordert ein allgemeines und umfassendes Verbot jeglicher militärischer Verwendung von Uran. Doch auch Demokratien können im Krieg ihre Werte vergessen. Somit bleibt der Einsatz dieser teuflischen Waffen und der damit verbundene tödliche Staub auf internationaler Ebene umstritten.
Wenn Demokratien im Krieg ihre eigenen Werte vergessen, sind am Ende wieder die Zivilbevölkerung und die Umwelt die Leidtragenden.
Vorwort
Es gab einmal in Deutschland Politiker, die verurteilten bedingungslos geächtete Waffen. Dazu gehören Streumunition und Uranmunition.
Im Ukraine-Krieg liefern die USA nun Streumunition. Es mag sein, dass internationale Abkommen zum Verbot des Einsatzes solcher Waffen durch die USA nicht unterzeichnet wurden. Aber Deutschland unterschrieb nicht nur die Konvention durch den damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, sondern trieb die Vereinbarung dieses Abkommens entscheidend voran. Das trifft übrigens auch für den damaligen Ministerpräsidenten Norwegens und aktuellem NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg zu. Beide scheinen jetzt nichts mehr davon zu wissen. Sie verletzen das Abkommen und mutieren zum Befürworter des Einsatzes dieser teuflischen Waffen in der Ukraine. Was interessiert sie ihre Moral von gestern? Aber es geht noch schlimmer.
Somit wenden wir uns dem Thema Uranmunition zu. Noch vor wenigen Jahren berichteten öffentlich-rechtliche Medien über das strahlende Vermächtnis dieser Waffen. Inzwischen wiegeln sowohl Politiker als auch Medien ab, wenn es um deren Einsatz in der Ukraine geht. Es wären nur panzerbrechende Mittel, die keine schädliche Wirkungen auf die Bevölkerung haben. Anscheinend gilt auch hier: „Was interessiert das Geschwätz von gestern“? Schauen wir uns diese Werkzeuge des Todes näher an.
Einführung
Uranmunition auf Grundlage des sogenannten abgereicherten Urans hat in den letzten Jahrzehnten aufgrund der Verwendung in militärischen Konflikten und daraus resultierenden gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen erhebliche Aufmerksamkeit erregt. Abgereichertes Uran ist ein Nebenprodukt des Prozesses zur Herstellung von angereichertem Uran für Kernreaktoren und Atomwaffen. Es besteht hauptsächlich aus Uran-238, einem gegenüber dem natürlich vorkommende Urangemisch weniger radioaktiven Isotop. Das natürliche Uran-Gemisch enthält 99,3 Prozent Uran-238 und zu 0,7 Prozent das stärker radioaktive Uran-235.
Uran besitzt eine hohe Dichte, 1,7‑mal dichter als Blei, was der Munition eine außergewöhnliche Durchschlagskraft verleiht. Aufgrund dieser Eigenschaft wurde das Element zum bevorzugten Mittel panzerbrechender Waffen. Sie können schwere Rüstungen durchdringen, die sonst für konventionelle Waffen nicht durchdringbar wären.
Trotz seiner geringeren Radioaktivität ist Uran-238 nicht harmlos. Es hat eine Halbwertszeit von etwa 4,5 Milliarden Jahren und zerfällt spontan durch Alpha-Strahlung. Die Hauptzerfallsprodukte sind Thorium-234 und Plutonium-238, wobei besonders Plutonium-238 für den Menschen höchst gefährlich ist. Schon kleinste Plutonium-Mengen können bei der Aufnahme im Körper zu Krebs und zur Veränderung des Erbmaterials führen.
Die Besonderheit bei der Verwendung von Uranmunition liegt in der Freisetzung feinster Uranoxidpartikel bei der Explosion. Diese Partikel können in die Umwelt freigesetzt und weiträumig transportiert werden. Sie stellen eine potenzielle Gesundheitsgefahr dar, wenn sie eingeatmet oder verschluckt werden. Darüber hinaus können sie in den Boden eindringen und das Grundwasser kontaminieren, mit langfristigen ökologischen Auswirkungen.
Die Verwendung von Uranmunition wirft daher eine Reihe von Fragen auf, die von ethischen Fragestellungen zur Legitimität des Einsatzes derartiger Waffen in Kriegszeiten bis hin zu den langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und die Umwelt reichen. Diese Fragen widmen wir uns in den nächsten Abschnitten.
Aufbau und Funktion der Uranmunition
Uranmunition wurde aufgrund der hohen Dichte und selbstschärfenden Eigenschaften die bevorzugte Wahl für panzerbrechende Waffen. Die Granaten bestehen aus einem Kern aus abgereichertem Uran, der von einer Hülle aus einem anderen Material, oft Stahl oder Aluminium, umgeben ist.
Bei der Explosion entzündet sich das Uran und verbrennt zu feinem Uranoxidstaub. Dieser Prozess wird durch die hohe Temperatur der Explosion ausgelöst, die das Uran zur Oxidation bringt. Die dabei entstehenden Uranoxidpartikel sind extrem hart und scharf und können schwere Rüstungen durchdringen.
Die Durchschlagskraft von Uranmunition ist beeindruckend. Zum Beispiel kann eine 120-mm-Panzergranate mit Uran, wie sie von einem M1 Abrams-Panzer abgefeuert wird, eine Stahlpanzerung von mehr als zwei Metern Dicke durchdringen. Dies ist weit mehr als die meisten konventionellen Panzerabwehrwaffen leisten können.
Weiterhin besitzt Uranmunition eine selbstschärfende Eigenschaft. Im Gegensatz zu herkömmlicher Munition, die beim Aufprall stumpf wird, spaltet sich die Munition beim Durchdringen der Rüstung in scharfe Fragmente. Dies erhöht ihre Durchschlagskraft und ermöglicht es ihnen, tiefer in das Ziel einzudringen.
Die genauen technischen Details und spezifischen Durchschlagsleistungen von Uranmunition sind nicht leicht zugänglich, da sie als militärische Geheimnisse eingestuft werden. Es ist jedoch bekannt, dass abgereichertes Uran aufgrund seiner hohen Dichte und Härte in der Lage ist, stark gepanzerte Ziele und sogar einige Bunker zu durchdringen.
Ein Beispiel für die Verwendung von Uranmunition ist die lasergelenkte GBU-28 “Bunker Buster”-Bombe, die während des Golfkriegs 1991 entwickelt wurde. Diese Bombe hat einen massiven, mit Uran verstärkten Penetrator, der dazu dient, tief in den Boden oder durch Beton zu bohren, bevor der Sprengstoff im Inneren gezündet wird. Die GBU-28 kann mehrere Meter Beton durchdringen, bevor sie explodiert. Sie wurde beispielsweise eingesetzt, um tiefe unterirdische Bunker im Irak zu zerstören.
Einsatz von Uran-Munition in Jugoslawien und im Irak
Uran-Geschosse wurden in den 1970er Jahren entwickelt, um sowjetische Panzer der Spitzenklasse zu besiegen. Rund 20 Nationen haben jetzt die panzerbrechenden Waffen in ihren Arsenalen.
Obwohl Tausende von Kilometern voneinander entfernt, teilen der Irak und das frühere Jugoslawien die zweifelhafte Auszeichnung, mit radioaktiven Rückständen der Uranmunition, die bei amerikanischen Luftangriffen verwendet wurde, kontaminiert zu sein. Nach mehreren Jahren des Schweigens gaben US-Behörden schließlich zu, dass während des Golfkriegs 340 Tonnen Uranmunition abgefeuert wurden. Bezüglich des Einsatzes in Jugoslawien verzögerte die USA die Bereitstellung von Daten zu Mengen und Zielorten im Rahmen der internationalen Bemühungen, Gesundheitsrisiken zu bewerten.
Trotz wiederholter Anfragen wartete die NATO fast ein ganzes Jahr nach Beginn der Bombardierung im März 1999, um mitzuteilen, dass 31.000 Geschosse mit Uranmunition – mit neun Tonnen Gesamtgewicht ein Bruchteil der im Irak abgefeuerten Menge — von A‑10 “Panzerknacker”-Flugzeugen über Kosovo abgefeuert wurden. Ein Bericht aus Belgrad, der im April dieses Jahres veröffentlicht wurde, schätzt, dass etwa 50.000 Geschosse in Teilen Serbiens und Montenegros sowie in Kosovo verwendet wurden. Es gibt reichlich Beweise dafür, dass Uranmunition in dicht besiedelten Gebieten eingesetzt wurde. Dabei gab es keine Gefahrenwarnungen für Zivilisten und zurückkehrende Flüchtlinge.
Wenn Uranmunition auf ein hartes Ziel trifft, pulverisiert es zu feinstem Staub, der eingeatmet werden kann und damit bei einer Halbwertszeit von 4,5 Milliarden Jahren im Körper lebenslang radioaktiv wirkt. Amerikanische Wissenschaftler stellten fest, dass dieser Staub mindestens 40 km in der Luft transportiert werden kann. Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Gesundheitsschutz in Mazedonien stellten während des Luftkriegs das achtfache Niveau der Alpha-Strahlung fest. Dabei ist aber zu beachten, dass das höchste Strahlungsrisiko von zerstörten Angriffszielen ausgeht. Insbesondere im Irak wurden im Bereich zerstörter Panzer, die teilweise heute noch nicht beseitigt wurden, höchstgefährliche Strahlungsleistungen gemessen.
Auswirkungen für Gesundheit und Umwelt
Die gesundheitlichen Auswirkungen des Einsatzes von Uranmunition werden noch kontrovers diskutiert und von Wissenschaftlern weltweit untersucht. Dies betrifft sowohl die Untersuchung der chemischen Toxizität als auch die Auswirkungen der Aufnahme des schwach radioaktiven Uran-238 im Körper.
Die gesundheitlichen Auswirkungen sind vielfältig und betreffen verschiedene Organe des menschlichen Körpers. Es gibt Berichte über Nierenschäden, neurologische Störungen und zu Krebs. In Tierversuchen wurde gezeigt, dass die Belastung mit dem Staub der Uranmunition zu Verhaltensänderungen, oxidativem Stress im Gehirn und Veränderungen im Cholesterinstoffwechsel führen kann. Es gibt auch Hinweise darauf, dass das Erbmaterial, die DNS, geschädigt werden kann. Genetische Veränderungen und Missbildungen bei Neugeborenen im Irak wurden vielfältig beobachtet.
Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind jedoch noch schwer zu quantifizieren. Viele der Studien, die negative Auswirkungen festgestellt haben, basieren auf Tiermodellen oder Zellkulturen. Bei Menschen, die tatsächlich dem Einsatz dieser Waffen ausgesetzt waren, wie zum Beispiel Golfkriegsveteranen, ist es schwierig, einen direkten kausalen Zusammenhang zwischen der Belastung und gesundheitlichen Problemen herzustellen. Dies liegt zum Teil daran, dass diese Personen oft auch anderen gesundheitsschädlichen Faktoren ausgesetzt waren. Aufgrund dieser Datenlage rechtfertigen die Staaten, in deren Besitz sich Uranmunition befindet, immer noch den Einsatz, wie aktuell in der Ukraine.
Die langfristigen Umweltauswirkungen der Kontamination scheinen dabei ignoriert zu werden. Ein umfassendes Verständnis dafür fehlt. Trotzdem behaupten Befürworter des Einsatzes, dass Uranmunition für die Umwelt langfristig unbedenklich ist. Aber die Endprodukte des Einsatzes von Uranmunition können in den Boden eindringen und das Grundwasser kontaminieren. Sie können auch in die Nahrungskette gelangen und sich in Pflanzen und Tieren anreichern.
Der Einsatz von abgereichertem Uran ist also ein komplexes und umstrittenes Thema. Während zwar Uranmunition unbestreitbare militärische Vorteile bietet, sind die potenziellen gesundheitlichen und ökologischen Folgen erheblich.
Tödlicher Staub in Basra und Nasiriyah
Der Dokumentarfilm “Deadly Dust” führte Untersuchungen in verschiedenen Teilen des Irak durch, darunter auch in der Stadt Basra und in der Umgebung von Nasiriyah. Basra ist eine Stadt, die mehr als jede andere Stadt im Irak Krieg kennt: Krieg gegen den Iran, Krieg im Kuwait-Konflikt und später der zweite Golfkrieg. In Basra und Umgebung stießen amerikanische und britische Truppen im Frühjahr 2003 beim Vormarsch auf heftigsten Widerstand.
In der Dokumentation wird hervorgehoben, dass in der Wüstenlandschaft südlich von Nasiriyah, auf der Straße nach Basra, immer noch sichtbare Spuren des Krieges zu finden sind. Verbrannte Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind in der Region heute noch vielfältig zu finden. Der trockene Wüstenwind konservierte das Material, bedeckt von einer dünnen Sandschicht. Große Teile dieser Überreste stammen sogar noch aus den Kämpfen im Jahr 1991, als alliierte Truppen unter US-Kommando die irakische Armee aus Kuwait vertrieben.
Diese Fahrzeuge bilden heute die Hauptquellen der radioaktiven Kontamination. Viele Menschen erkannten die Gefahr nicht. Als sie es taten, war es bereits zu spät. Erst 30 Jahre später begannen unabhängige Institutionen, unwiderlegbare Beweise für die Kontamination zu veröffentlichen. Die Stadt Basra spielte eine besondere Rolle, da sie die höchsten Raten an Leukämie bei Säuglingen aufweist. Dies wird auf die Verwendung von abgereichertem Uran in der Region während des ersten Golfkriegs im Jahr 1991 und des zweiten Golfkriegs im Jahr 2003 zurückgeführt.
Die Untersuchungen im Film “Deadly Dust” leisteten somit einen wichtigen Beitrag zur Aufdeckung der Auswirkungen des Einsatzes von Uranmunition im Irak.
Kontroverse und aktueller Stand
Die Kontroverse um die Verwendung von Uranmunition in der Kriegsführung ist ein Thema, das sowohl auf politischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene intensiv diskutiert wird. Die Befürworter betonen die militärische Wirksamkeit, insbesondere ihre Fähigkeit, Panzerungen zu durchdringen. Sie argumentieren, dass die gesundheitlichen Risiken gering sind und dass Uranmunition nicht als nukleare Waffe betrachtet wird.
Die Gegner weisen jedoch auf die potenziellen gesundheitlichen und ökologischen Risiken hin. Sie argumentieren, dass Uranmunition den Boden kontaminieren und sowohl die Umwelt als auch die Gesundheit der Menschen in den betroffenen Gebieten gefährden kann. Studien haben mögliche Verbindungen zwischen der Verwendung dieser Munition und Geburtsfehlern in Nasiriyah, Irak, nahegelegt.
Die rechtliche Situation bezüglich dieser Waffen ist ebenfalls umstritten. Das britische Verteidigungsministerium besteht darauf, dass die Uran-Granaten, die es in die Ukraine schickt, durch kein internationales Abkommen verboten sind. Es behauptet, dass die Granaten des Vereinigten Königreichs gemäß Artikel 36 des ersten Protokolls von 1977 zusätzlich zu den Genfer Konventionen von 1949 “rechtmäßig in internationalen bewaffneten Konflikten eingesetzt werden können”.
Internationale Koalition zum Verbot von Uranwaffen (ICBUW)
Für ein Verbot von Uranwaffen setzt sich dagegen die internationale Koalition zum Verbot von Uranwaffen (ICBUW) ein. Dies ist eine Koalition von 160 Gruppen in 33 Ländern. Sie wurde 2003 in Belgien gegründet und hat ihren Sitz in Berlin. Die ICBUW setzt sich für ein Verbot der Verwendung, des Transports, der Herstellung, des Verkaufs und des Exports aller konventionellen Waffensysteme ein, die Uran enthalten. Sie fordert auch die Gesundheitsüberwachung und Entschädigung für Gemeinschaften sowie die Sanierung solcher Standorte, die vom Einsatz der Uranmunition betroffen sind.
Die ICBUW hat einen Entwurf zu einer Konvention zur Ächtung von im Krieg eingesetztem abgereicherten Uran vorgelegt. Die Konvention enthält ein allgemeines und umfassendes Verbot der Entwicklung, Produktion, des Transports, der Lagerung, des Besitzes, der Übertragung und der Verwendung von Uranmunition, Uranpanzerplatten und jeglicher anderer militärischer Verwendung von Uran. Die Konvention skizziert auch Verpflichtungen zur Abschaffung von Uranwaffen und zur Zerstörung von Einrichtungen, die diese Waffen herstellen. Darüber hinaus verpflichtet sie die Staaten, eine schnelle Dekontamination von radioaktiven Schlachtfeldern und Testgeländen sicherzustellen, wobei der Schutz und die Unterstützung der in diesen Gebieten lebenden Zivilbevölkerung betont wird, und verpflichtet die Staaten, die Opfer zu entschädigen.
Doch nicht alle Länder erkennen diese Konvention an. Daher bleibt die Verwendung von abgereichertem Uran in militärischen Konflikten ein umstrittenes Thema auf internationaler Ebene.
Uranmunition: Leimen / Heidelberg — 21. Juli 2023