SINTEG-Fachkongress

Ein Zwischenruf zum Kern der SINTEG-Ergebnisse

SINTEG-Fachkongress

Ein Zwischenruf zum Kern der SINTEG-Schlussfolgerungen

Statt Regulierung Chancen eröffnen und autonome Gestaltung ermöglichen

Ers­te Auf­ga­be zur erfolg­rei­chen Gestal­tung des Wan­dels ist es, Begeis­te­rung aus­zu­lö­sen und Bewusst­sein für Chan­cen zu bil­den, um Aktio­nen aus­zu­lö­sen, anstatt in Furcht vor der Zukunft zu erstar­ren. Arnold Schwar­zen­eg­ger spricht auf dem Aus­tri­an World Sum­mit lei­den­schaft­lich davon, wie Men­schen zum Han­deln moti­viert wer­den. Wir müs­sen dazu einen Poli­tik­wan­del initiieren.

 

Lie­bes SIN­TEG-Begleit­vor­ha­ben, sicher­lich liegt es mir fern, eure inten­si­ve und her­aus­for­dern­de Arbeit der letz­ten Jah­re zu kri­ti­sie­ren. Aber zwei Bemer­kun­gen zum SIN­TEG-Fach­kon­gress sei­en erlaubt.

Erstens:

Die Orga­ni­sa­ti­on des SIN­TEG-Fach­kon­kres­ses ist rela­tiv kurz­fris­tig erfolgt und ging bis zum letz­ten Monat an den Exper­ten der SIN­TEG-Com­mu­ni­ty vor­bei. Das wird der umfang­rei­chen Arbeit der fünf Pro­jek­te von C/sells bis Wind­NODE nicht gerecht.



Zweitens:

Der Inhalt des Fach­kon­gres­ses als offi­zi­el­les Abschluss­pro­gramm des gesam­ten För­der­vor­ha­bens ist aus mei­ner Sicht doch ein wenig dünn. Zen­tra­le Aus­sa­gen der fünf SIN­TEG-Pro­jek­te fehlen.

Dies betrifft:

- die Not­wen­dig­keit des Abbaus von Büro­kra­tie und tech­ni­scher Detail­re­gu­lie­rung, ins­be­son­de­re auch im Hin­blick auf das seit dem Jah­re 2010 unsäg­lich lang andau­ern­de Smart Meter Gateway-Verfahrens,

- die Beför­de­rung auto­no­mer Lösun­gen in Gebäu­den und Stadt­quar­tie­ren mit digi­ta­lem, agg­re­gie­ren­dem Netz­an­schluss anstatt büro­kra­ti­sche und über­kom­ple­xe Einzelanlagensteuerung,

- die Sek­to­ren­kopp­lung in Kom­mu­nen auf Basis der netz­über­grei­fen­den Dezen­tra­li­sie­rung von Auf­ga­ben zur Sys­tem­ver­ant­wor­tung mit loka­len Ener­gie­kon­zep­ten und Energiemanagement,

- die Ener­gie­ge­mein­schaf­ten und das Ener­gie-Sha­ring als Kon­zep­te, die Staats­se­kre­tär Graichen im letz­ten Web­i­nar Euro­pe Cal­ling lei­der im Gegen­satz zur brei­ten Fach­ge­mein­schaft als unso­li­da­risch bezeichnete,

- die The­men Resi­li­enz und Ver­sor­gungs­si­cher­heit durch zel­lu­lä­re Systeme,

- sowie das not­wen­di­ge, erwei­ter­te Den­ken über klas­si­sche Kon­zep­te hin­aus als Gestal­tungs­chan­ce zur Gebäu­de- und Land­schafts­ent­wick­lung als „sozia­le Debat­te, die die kul­tu­rel­le Iden­ti­tät von Lebens­räu­men der Men­schen betrifft, die das Ver­hält­nis von Stadt und länd­li­chem Raum neu defi­niert; eine Debat­te, die tief in die gesell­schaft­li­che Wirk­lich­keit ein­greift“; wie es Robert Habeck ausdrückte.

Schlussfolgerung: Debatte auf geeigneter Plattform fortführen

Die­se inten­si­ve­re Debat­te wäre eine wun­der­ba­re Gele­gen­heit gewe­sen, über die erwei­ter­te Rol­le von dau­er­haf­ten Real­la­bo­ren, von regu­la­to­ri­schen Inno­va­ti­ons­zo­nen sowie über das Ener­gie­wen­de-Bau­haus zu spre­chen. Die­se Gele­gen­heit wur­de heu­te lei­der ver­tan, aber die Debat­te ist wei­ter­hin notwendig.

Ein Tag wäre für eine sol­che Debat­te auch nicht aus­rei­chend gewe­sen, meh­re­re Tage sinn­voll. Eine Kopp­lung mit den Ener­gie­ta­gen in Ber­lin hät­te dies even­tu­ell ermög­licht. In der Erzeu­gung von öffent­li­cher Auf­merk­sam­keit ver­schwin­det der SIN­TEG-Fach­kon­gress hin­ter den Ber­li­ner Energietagen.

Vor­bild kön­nen auch die Mis­si­on Inno­va­ti­on Aus­tria-Ver­an­stal­tun­gen in Öster­reich sein, die regel­mä­ßig, unter­stützt vom Bun­des­mi­nis­te­ri­um Kli­ma­schutz, Umwelt, Ener­gie, Mobi­li­tät, Inno­va­ti­on und Tech­no­lo­gie statt­fin­den. Even­tu­ell lässt sich in Ver­bin­dung mit dem Gedan­ken zum Ener­gie­wen­de-Bau­haus eine ent­spre­chen­de Platt­form begrün­den, um die not­wen­di­ge gesamt­ge­sell­schaft­li­che Dis­kus­si­on anhand von viel­fäl­ti­gen Bei­spie­len und dau­er­haf­ten Real­la­bo­ren zu führen.



 

Lei­men / Hei­del­berg — 19. Mai 2022

Andre­as Kieß­ling, ener­gy design, 

Über Andreas Kießling 105 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

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