Meerwasserentsalzung

Warum Fakten neue Erkenntnisse bringen

Süßwasser durch Meerwasserentsalzung
copyright by José Manuel Suárez [CC BY 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/2.0)]

Faktenbildung im neuen Licht am Beispiel der Meerwasserentsalzung

Schein­bar bekann­te Fak­ten rela­ti­vie­ren sich plötz­lich, wenn sie in ande­re Zusam­men­hän­ge gestellt wer­den. Inso­fern soll­ten wir im Sin­ne eines wachen Geis­tes gele­gent­lich eine Übung absol­vie­ren. Es gilt, schein­ba­re Wahr­hei­ten mit ande­ren Fak­ten in Bezie­hung zu set­zen und dabei even­tu­ell zu neu­en Ein­sich­ten zu gelan­gen. Dies soll am Bei­spiel einer per­sön­li­chen Erfah­rung ver­an­schau­licht werden.

Fol­gen­de Fak­ten­la­ge hat­te sich ver­fes­tigt. Anla­gen zur Meer­was­ser­ent­sal­zung waren eine inter­es­san­te Mög­lich­keit, die Was­ser­ver­sor­gung bei knap­pem Ange­bot zu ergän­zen. Auf­grund des dafür not­wen­di­gen hohen Ener­gie­ein­sat­zes war die Über­trag­bar­keit auf den groß­flä­chi­gen Ein­satz zwei­fel­haft. Hin­zu kam, dass gera­de in den Län­dern mit Was­ser­man­gel zur Meer­was­ser­ent­sal­zung fos­si­le Ener­gie­trä­ger mit den ent­spre­chen­den Aus­wir­kun­gen für die Umwelt ein­ge­setzt wurden.

Aber die eige­ne Recher­che führ­te zu völ­lig ande­ren Schluss­fol­ge­run­gen. Bevor wir die­se Betrach­tung wei­ter­füh­ren, holen wir uns Unter­stüt­zung bei Bern­hard Schmid mit dem The­ma Elektromobilität.

 

Vom Sinn Glaubenssätze zu hinterfragen

An die­ser Stel­le soll nicht auf einen ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ver­wie­sen wer­den, der eige­ne Maß­stä­be bezüg­lich authen­ti­scher und gefälsch­ter News in die Welt setzt. Der­ar­ti­ge Erfah­run­gen schaf­fen aber genug Moti­va­ti­on, die Fak­ten­la­ge zu bestimm­ten The­men mit ein wenig gesun­dem Men­schen­ver­stand selbst zu prü­fen. Zu schnell wan­delt sich eine ursprüng­li­che Infor­ma­ti­on, die im Stil­le-Post-Ver­fah­ren über vie­le Zwi­schen­sta­tio­nen über­tra­gen wur­de, zu einer gefil­ter­ten Aus­le­gung der Nach­richt, die nach jewei­li­gem Bedarf benutzt wird.

In sei­nem Bei­trag „Bilanz zie­hen“ zeigt dies Bern­hard Schmid von MotleyFool.de anhand von Bei­spie­len zur Elek­tro­mo­bi­li­tät und zur Pro­duk­ti­on von Bat­te­rie­spei­chern auf über­zeu­gen­de Weise.

Als Grund gegen Elek­tro­fahr­zeu­ge wird das Argu­ment genannt, dass eine zu 100 % von Elek­tro­fahr­zeu­gen durch­drun­ge­ne Gesell­schaft das Strom­netz zum Zusam­men­bre­chen brin­gen wür­de. Da ist sogar etwas dran. Aber auch nicht so viel, wie man auf­grund der Hit­ze der Debat­te ver­mu­ten wür­de und wie man mit einer Milch­mäd­chen­rech­nung schnell fest­stel­len kann:

Laut Wiki­pe­dia hat das per­for­man­ce­stärks­te Tes­la Model 3 eine Bat­te­rie mit einer Kapa­zi­tät von 75 kWh und eine WLTP-Reich­wei­te von 530 Kilometern.

Laut Kraft­fahrt­bun­des­amt beträgt „die jähr­li­che Gesamt­fahr­leis­tung aller in Deutsch­land zuge­las­se­nen Kraft­fahr­zeu­ge […] 2017 […] 732,9 Mil­li­ar­den Kilometer“.

Dar­aus folgt: Wären alle die­se Kilo­me­ter im per­for­man­ce­stärks­ten Tes­la Model 3 zurück­ge­legt wor­den, hät­te dies zu einem Ener­gie­ver­brauch von 103,7 Tera­watt­stun­den geführt.

Zum Ver­gleich: Laut Ener­gy Charts lag die Net­to­strom­erzeu­gung in Deutsch­land im Jahr 2017 bei rund 550 Tera­watt­stun­den. Das hypo­the­ti­sche Tes­la-Sze­na­rio wür­de daher zu einem um weni­ger als ein Fünf­tel höhe­ren Strom­ver­brauch füh­ren. Das hört sich für mich nicht wirk­lich extrem an.“ (B. Schmid, MotleyFool.de vom 25.02.2019)

 

Fakten zur weltweiten Wassernutzung

Kom­men wir nach die­sem Bei­spiel der Fak­ten­be­ur­tei­lung nun zum The­ma Was­ser und Meer­was­ser­ent­sal­zung zurück. Auf der Erde ent­fal­len nur drei Pro­zent der Was­ser­vor­rä­te auf Süß­was­ser, wobei nur ein Pro­zent in Form flüs­si­gen Süß­was­sers vor­liegt und zwei Pro­zent Süß­was­ser als Eis gebun­den ist.

Welt­weit liegt der Süß­was­ser­be­darf bei jähr­lich geschätzt 4.370 km³ (2015), wobei die Gren­ze der nach­hal­ti­gen Nut­zung bei 4.000 km³ ange­ge­ben wird (sie­he auch Welt­erschöp­fungs­tag). Ein dabei bis­lang unter­schätz­ter Fak­tor ist die Ver­duns­tung genutz­ten oder zur Nut­zung vor­ge­hal­te­nen Was­sers bspw. durch Pflan­zen („Evapo­tran­spi­ra­ti­on“), die nach neu­er Daten-Ana­ly­se mit ca. 20 % des Gesamt­ver­brauchs ange­nom­men wird.“ (Wiki­pe­dia vom 25.02.2019 zum Ein­trag „Was­ser­ver­brauch“)

Sehen wir uns die­se Zah­len noch ein wenig genau­er an. Gebraucht wer­den in Deutsch­land 1.426 Kubik­me­ter (m³) pro Ein­woh­ner und Jahr (soge­nann­ter Was­ser­fuß­ab­druck). Pro Tag sind dies 3,9 m³, also 3.900 Liter. Der rea­le per­so­nen­be­zo­ge­ne Ein­satz von Was­ser in Deutsch­land beträgt aber pro Tag nur 122 Liter. Der vir­tu­el­le täg­li­che Bedarf von 3.900 Litern resul­tiert aus der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Nut­zung für Indus­trie und Land­wirt­schaft. Die­se Gesamt­be­trach­tung zur Was­ser­nut­zung auf Basis der Bevöl­ke­rung von 80 Mil­lio­nen in Deutsch­land führt zu einem jähr­li­chen Bedarf in Höhe von 113.880.000.000 m³. Wir nut­zen in unse­rem Land 113,88 Kubik­ki­lo­me­ter (km³) Was­ser jährlich.

Im welt­wei­ten Durch­schnitt wer­den pro Jahr und Erden­bür­ger 1.385 m³ Was­ser ver­braucht. Eine Welt­be­völ­ke­rung, die bald die 8 Mil­li­ar­den-Gren­ze über­schrei­tet, benö­tigt also mit 11.080 km³ Was­ser pro Jahr — 11.080.000.000.000 m³ — unge­fähr die hun­dert­fa­che Men­ge Was­ser wie Deutschland.

Ein Teil die­ses Was­ser­be­dar­fes wird durch Was­ser­kreis­läu­fe mit ent­spre­chen­den Rei­ni­gungs­ver­fah­ren ohne zusätz­li­che Süß­was­ser­ent­nah­me gedeckt. Es ver­bleibt die tat­säch­li­che Süß­was­ser­ent­nah­me aus den Reser­voirs der Erde, aus dem Grund­was­ser, aus Quel­len, Flüs­sen und Seen sowie Eis­glet­schern in Hochgebirgen.

Die­se Ent­nah­me an Süß­was­ser beträgt 4370 km³, also 4.370.000.000.000 m³ (4,3 Bil­lio­nen) oder 4.370.000.000.000.000 Liter (4,3 Bil­li­ar­den) pro Jahr.

 

Zugang zur Wassernutzung

Nun weist ein Arti­kel des Pres­se­por­tals Welt.de auf fol­gen­de Tat­sa­che hin.

900 Mil­lio­nen Men­schen haben kei­nen Zugang zu sau­be­rem Was­ser. Die Gefahr neu­er Krie­ge ver­schärft sich damit im Kampf um Res­sour­cen dras­tisch. Gleich­zei­tig ver­schär­fen Kon­zer­ne die Lage, mit ihren Anstren­gun­gen Was­ser­quel­len zu privatisieren.“

(https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article114678603/Der-brutale-Wettlauf-um-die-Trinkwasserquellen.html — Ver­öf­fent­licht am 22.03.2013)

Wird also die oben erläu­ter­te Süß­was­ser­ent­nah­me aus dem Reser­voir der Erde durch eine Bevöl­ke­rung von unge­fähr 7 Mil­li­ar­den auf wei­te­re 900 Mil­lio­nen Men­schen über­tra­gen, resul­tiert dar­aus ein zusätz­li­cher Bedarf in Höhe von 560 km³ oder von 560.000.000.000.000 Litern. Die jähr­li­che Was­ser­ent­nah­me wür­de auf 4930 km³ stei­gen. Wie eben­so bereits aus­ge­führt liegt der Wert der soge­nann­ten Welt­erschöp­fung bezüg­lich der Was­ser­ent­nah­me bereits bei 4000 km³. Ein wei­te­res Wachs­tum der Welt­be­völ­ke­rung auf über 10 Mil­li­ar­den Bewoh­ner wird bis zum Jahr 2050 pro­gnos­ti­ziert. Damit könn­te die jähr­li­che Süß­was­ser­ent­nah­me auf über 6000 km³ stei­gen. Der Aus­weg aus die­ser Situa­ti­on kann bei allen Spar­be­mü­hun­gen nur in der Meer­was­ser­ent­sal­zung lie­gen. Da mit dem Kli­ma­wan­del sich auch die Wüs­ten­bil­dung ver­stärkt und weni­ger Eis­glet­scher in den Hoch­ge­bir­gen zur Abnah­me von Reser­voirs füh­ren, wird die Rol­le der Meer­was­ser­ent­sal­zung in der Zukunft noch offensichtlicher.

 

Technologie zur Meerwasserentsalzung

Lei­der gibt es ein Pro­blem. Die Meer­was­ser­ent­sal­zung erfor­dert einen hohen Ener­gie­ein­satz. Gera­de in den Wüs­ten­län­dern der ara­bi­schen Welt nut­zen ent­spre­chen­de Anla­gen die fos­si­len Ener­gie­trä­ger der Regi­on. Ein aus­rei­chen­des Ange­bot von Was­ser für alle Men­schen kol­li­diert also mit den Kli­ma­zie­len, die nur durch den Abbau des Koh­len­di­oxid­aus­stos­ses zu errei­chen sind. Der Kon­flikt kann auf­ge­löst wer­den, wenn Meer­was­ser­ent­sal­zung zukünf­tig auf der Nut­zung Erneu­er­ba­rer Ener­gien beruht. Aber wie­viel Ener­gie wird benö­tigt und wel­che Kos­ten entstehen?

Dabei wird an die­ser Stel­le nicht auf die ver­schie­de­nen Ver­fah­ren zur Meer­was­ser­ent­sal­zung ein­ge­gan­gen, son­dern wir nähern uns der The­ma­tik mit einer aus­ge­wähl­ten Technologie.

Die Meer­was­ser­ent­sal­zung durch Umkehr­os­mo­se (Wiki­pe­dia, 01.03.2019) pro­du­ziert Süß­was­ser aktu­ell zu Kos­ten von bis zu 80 US-Cent pro Kubik­me­ter. Eine zukünf­ti­ge Sen­kung auf 40 bis 50 US-Cent wird als rea­lis­tisch ein­ge­schätzt. Der zusätz­li­che Bedarf für Regio­nen ohne aus­rei­chen­den Zugriff auf Süß­was­ser wur­de oben mit 560.000.000.000 m³ pro Jahr bezif­fert. Eine zukünf­ti­ge Deckung die­ses Bedar­fes durch Meer­was­ser­ent­sal­zung wür­de also jähr­lich 224 Mil­li­ar­den Dol­lar bis 280 Mil­li­ar­den Dol­lar erfordern.

Der Auf­wand resul­tiert ins­be­son­de­re aus den Kos­ten der benö­tig­ten Ener­gie und den Kos­ten aus der Abschrei­bung der dazu benö­tig­ten Anla­gen­in­ves­ti­tio­nen. Des­halb ver­tie­fen wir die­se Kos­ten noch ein­mal aus zwei Richtungen.

 

Energie für die Meerwasserentsalzung

Zuerst über­schla­gen wir die benö­tig­te Ener­gie und die fol­gen­den gesam­ten Erzeu­gungs­kos­ten, um Was­ser­man­gel welt­weit durch Meer­was­ser­ent­sal­zung zu besei­ti­gen. Wäh­rend bis­he­ri­ge groß­tech­ni­sche Ver­fah­ren eini­ge zehn Kilo­watt­stun­den Ener­gie pro Kubik­me­ter Was­ser ein­setz­ten, benö­ti­gen moder­ne Ver­fah­ren nur noch fünf Kilo­watt­stun­den je Kubik­me­ter. Aktu­el­le Ent­wick­lun­gen deu­ten auf eine wei­te­re Sen­kung bis zu einer Kilo­watt­stun­de je Kubik­me­ter hin.

Der genann­te Zusatz­be­darf an Was­ser in Höhe von 560 km³ führt mit einem ange­nom­men Wert von durch­schnitt­lich drei Kilo­watt­stun­den je Kubik­me­ter bei einer welt­wei­ten Umstel­lung auf moder­ne Ent­sal­zungs­ver­fah­ren in den nächs­ten Jahr­zehn­ten zu einem jähr­li­chen Ener­gie­ein­satz von unge­fähr 1.700 TWh (Ter­ra­watt­stun­den). Der gesam­te End­ener­gie­be­darf der Mensch­heit wird heu­te mit einem Wert zwi­schen 150.000 und 200.000 TWh bezif­fert. Der jähr­li­che End­ener­gie­be­darf in Deutsch­land beträgt 2.500 TWh. Somit reicht der gesam­te Ener­gie­ein­satz in Deutsch­land also, um durch Meer­was­ser­ent­sal­zung den Was­ser­man­gel der Welt zu decken. Der welt­wei­te Ener­gie­be­darf wür­de nur um unge­fähr ein Pro­zent steigen!

Die Strom­erzeu­gungs­kos­ten mit Erneu­er­ba­ren Ener­gien wer­den für das Jahr 2030 bei Sonnen‑, Wind‑, Gezei­ten- oder Wel­len­en­er­gie je nach Anla­gen­art und Instal­la­ti­ons­ort zwi­schen 5 und 15 Cent je Kilo­watt­stun­de pro­gnos­ti­ziert. Mit dem Mit­tel­wert die­ses Kor­ri­dors in Höhe von 10 Cent je Kilo­watt­stun­de führt der jähr­li­che Ener­gie­be­darf von 1.700 TWh zu Kos­ten von 170 Mil­li­ar­den Euro Erzeugungskosten.

 

Investitionen in die Meerwasserentsalzung

Nun wol­len wir die not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen am Bei­spiel aktu­ell in Betrieb genom­me­ner Anla­gen hochrechnen.

Isra­el ist Vor­rei­ter bei der brei­ten Nut­zung der Meer­was­ser­ent­sal­zung. Das Land besitzt der­zeit fünf der welt­weit zwölf größ­ten Ent­sal­zungs­an­la­gen und beab­sich­tigt bis zum Jah­re 2020 die gesam­te Trink­was­ser­ver­sor­gung der Bevöl­ke­rung mit neu­en Anla­gen abzu­si­chern. Das Nach­rich­ten­por­tal “Arutz Sche­va” berich­tet im Jah­re 2010 zur Inbe­trieb­nah­me einer neu­en Anla­ge,  dass deren Betrieb jähr­lich rund 127 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Was­ser lie­fert – mehr als zehn Pro­zent des israe­li­schen Bedarfs. Sie funk­tio­niert mit Hil­fe der Umkehr­os­mo­se und kos­te­te rund 400 Mil­lio­nen Dollar.

Mit einer Inves­ti­ti­on in Höhe von 400 Mil­lio­nen Dol­lar ent­salzt die­se Anla­ge für die Bevöl­ke­rung Isra­els jähr­lich 0,127 km³ Was­ser. Bei linea­rer Ska­lie­rung erfor­dert die Meer­was­ser­ent­sal­zung von einem Kubik­ki­lo­me­ter eine Inves­ti­ti­on von über 3 Mil­li­ar­den Dol­lar. Schluss­end­lich folgt dar­aus für 560 km³ welt­wei­ten Zusatz­be­darf an Was­ser eine Inves­ti­ti­on von 1680 Mil­li­ar­den Dollar.

Mit der Annah­me, dass die­se Inves­ti­tio­nen über einen Zeit­raum von 15 Jah­ren getä­tigt und gleich­zei­tig auch über 15 Jah­re abge­schrie­ben wer­den, resul­tie­ren aus der ermit­tel­ten Höhe des gesam­ten Inves­ti­ti­ons­be­dar­fes jähr­li­che Kos­ten in der Grö­ßen­ord­nung von 100 Mil­lar­den Dollar.

Dies Sum­me der abge­schätz­ten jähr­li­chen Ener­gie­kos­ten in Höhe von 170 Mil­li­ar­den Dol­lar zuzüg­lich der jähr­li­chen Kos­ten aus Inves­ti­ti­on und zuge­hö­ri­ger Abschrei­bung beträgt somit 270 Mil­li­ar­den Dol­lar jähr­lich. Wir erhal­ten wie­der­um den schon oben genann­ten Wert von 50 Cent Kos­ten je Kubik­me­ter ent­salz­tes Wasser.

Las­sen sie uns auf die­se Zahl spä­ter zurück­kom­men. Vor­her sol­len aber auch die mit der Meer­was­ser­ent­sal­zung ver­bun­de­nen Pro­ble­me nicht ver­schwie­gen werden.

 

Kein Fortschritt ohne Tücken

Zwar gelangt die Mensch­heit mit einer zuneh­men­den Anzahl von Anla­gen an fri­sches Trink­was­ser, doch rich­tig umwelt­freund­lich ist die Ent­sal­zung noch nicht.

Durch das Absau­gen des Meer­was­sers wer­den Fische, Plank­ton und ande­re Orga­nis­men in die Anla­ge geschleust, die dort im Fil­ter­sys­tem ver­en­den. Des Wei­te­ren wer­den die Unrein­hei­ten, die von den Was­ser­mo­le­kü­len getrennt wer­den, zurück ins Meer gelei­tet. Die­ses Abwas­ser hat einen sehr hohen Salz­ge­halt, sodass Tier- und Pflan­zen­welt im Umfeld der Anla­ge nach­hal­tig beein­flusst werden.“

http://www.3sat.de, 07. Sep­tem­ber 2015, Meer­was­ser­ent­sal­zung — Tech­no­lo­gie mit Tücken

Trotz aller Spar­be­mü­hun­gen bei der Was­ser­nut­zung, der Erschlie­ßung neu­er Was­ser­re­ser­voirs in tie­fen Erd­schich­ten, der Nut­zung von auf dem Was­ser schwim­men­den Eis­ber­gen sowie der Rege­ne­ra­ti­on von Was­ser, ist die Meer­was­ser­ent­sal­zung im Hin­blick auf die wei­ter­hin stei­gen­de Welt­be­völ­ke­rung alter­na­tiv­los. Inso­fern sind umwelt­freund­li­che­re Metho­den zur Meer­was­ser­ent­sal­zung zu entwickeln.

Der oben genann­te Arti­kel auf 3sat.de führt dazu wei­ter aus:

Bei­spiels­wei­se spe­zia­li­siert sich ein Start­up-Unter­neh­men der TU Ber­lin auf die Rei­ni­gung des Meer­was­sers, noch bevor es ent­salzt wird. Durch man­geln­de Vor­rei­ni­gung des Was­sers ver­stop­fen Algen und Schmutz die Anla­gen. Akvo­lu­ti­on, wie sich das Unter­neh­men nennt, ent­wi­ckel­te eine Tech­no­lo­gie, bei der durch einen Luft­fil­ter Algen an Luft­bla­sen gebun­den wer­den, anschlie­ßend wird das Was­ser noch­mals durch Kera­mik­fil­ter gerei­nigt. So fließt das Was­ser gesäu­bert in die Ent­sal­zungs­an­la­ge. Da die ers­ten Tests erfolg­reich waren, darf sich die Tech­no­lo­gie schon bald in den Golf­staa­ten bewei­sen. Akvo­lu­ti­on ver­spricht hier­bei 20% nied­ri­ge­re Betriebs­kos­ten und einen signi­fi­kant nied­ri­ge­ren Ener­gie­ver­brauch gegen­über tra­di­tio­nel­len Technologien.“

Die For­scher und natür­lich auch die Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen hof­fen, dass sich die­se und wei­te­re Metho­den der Ent­sal­zung bewäh­ren. Fakt ist, dass immer mehr Län­der von der Meer­was­ser­ent­sal­zung abhän­gig sind, da das Grund­was­ser immer knap­per wird.

 

Querdenken zur Finanzierung der Meerwasserentsalzung

Kom­men wir nun zu den abge­schätz­ten, jähr­li­chen Kos­ten in Höhe von 270 Mil­li­ar­den Dol­lar für die Meer­was­ser­ent­sal­zung zur Deckung des Was­ser­zu­satz­be­dar­fes mit 560 Kubik­ki­lo­me­tern zurück.

Bei einer welt­wei­ten Betrach­tung rela­ti­vie­ren sich sol­che Sum­men schnell. Des­halb unter­neh­men wir abschlie­ßend einen klei­nen Aus­flug in eine uner­war­te­te Rich­tung. Fol­gen­de Gra­fik stellt die Rüs­tungs­aus­ga­ben der füh­ren­den Indus­trie­län­der im Jah­re 2017 dar.

Meerwasserentsalzung statt Rüstungskosten

Dabei springt sofort der exor­bi­tan­te Vor­sprung der USA bei den Rüs­tungs­aus­ga­ben mit 610 Mil­li­ar­den Dol­lar pro Jahr gegen­über dem zwei­ten Platz Chi­na mit 230 Mil­li­ar­den Dol­lar auf. Wür­de nun in einem fik­ti­ven Sze­na­rio die USA auf 270 Mil­li­ar­den ihrer jähr­li­chen Rüs­tungs­aus­ge­ben ver­zich­ten, ver­blie­ben immer noch 340 Mil­li­ar­den und damit wei­ter­hin eine deut­li­che Über­le­gen­heit zu den ande­ren Ländern.

In der Fol­ge wären aber der Was­ser­man­gel in der Welt und damit viel­fäl­ti­ge Ursa­chen für Krie­ge besei­tigt. Der Bedarf an Rüs­tungs­aus­ga­ben wür­de wahr­schein­lich sin­ken, womit die Aus­ga­ben auch volks­wirt­schaft­lich sinn­voll für das inves­tie­ren­de Land wären.

Könn­te dies nicht eine schö­ne neue Welt sein oder bin ich ein hoff­nungs­lo­ser Idealist?

Auf alle Fäl­le lohnt sich gele­gent­lich der Blick auf die Fak­ten und deren Kom­bi­na­ti­on im neu­en Licht.

 

Andre­as Kieß­ling, Lei­men, 09. März 2019

Über Andreas Kießling 110 Artikel
Andreas Kießling hat in Dresden Physik studiert und lebt im Raum Heidelberg. Er beteiligt sich als Freiberufler und Autor an der Gestaltung nachhaltiger Lebensräume und zugehöriger Energiekreisläufe. Dies betrifft Themen zu erneuerbaren und dezentral organisierten Energien. Veröffentlichungen als auch die Aktivitäten zur Beratung, zum Projektmanagement und zur Lehre dienen der Gestaltung von Energietechnologie, Energiepolitik und Energieökonomie mit regionalen und lokalen Chancen der Raumentwicklung in einer globalisierten Welt.

3 Kommentare

  1. Vom tie­fen Sinn, Glau­bens­grund­sät­ze zu hin­ter­fra­gen, han­delt u.a. der Bei­trag. M.E. auch eine Grund­satz­fra­ge der gesamt­ge­sell­schaft­li­chen Ent­wick­lung, wenn sich doch eine drin­gend benö­tig­te Ent­wick­lung an Demo­kra­tie ein­stel­len soll. Wer an alten Glau­bens­grund­sät­zen fest­hält, bringt Still­stand und gefähr­det das Gan­ze. Die Gegen­wart zeigt das ein­drucks­voll. Ein groß­ar­ti­gem Arti­kel, der auch offen für mehr Mut plä­diert, alt­her­ge­brach­te Vor­stel­lun­gen oder angeb­lich “Fest­ste­hen­des” zu hin­ter­fra­gen. Poten­zi­al und Fort­schritt kann sich nur ent­fal­ten, wo man alte Pfa­de ver­lässt oder sich der Mani­pu­la­ti­on des Schein­ba­ren (oder Mäch­ti­gen) entzieht.

  2. In Zei­ten von Dür­re und Hit­ze, habe ich sehr schnell fata­lis­ti­sche Gedan­ken und ver­lie­re Lebens­mut. Der Arti­kel hat mir gera­de echt den Abend geret­tet, auch mal Licht zu sehen, statt immer nur den Schat­ten. Lie­be Dank

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