Begriff Infrastruktur-Informationssystem
Definition
Digitalisierungsinfrastruktur des Energiesystems, das Akteuren gemeinsame, interoperable Basisdienste und Informationen sowie gemeinsame Zugriffskomponenten (Messsysteme: Sensorik, Steuersysteme: Aktorik) auf die Energieinfrastruktur als auch ein geschütztes Kommunikationssystem bereitstellt sowie dabei Autonomie und Verbundenheit der Zellen im intelligenten Energiesystem und auch dessen Systemschutz gewährleistet
Quelle: Kießling, A., & Arndt, S. (2020)
Englisches Glossar: infrastructure information system
Abkürzung: IIS
Bemerkung: keine
Beziehungen
- Infrastruktur-Informationssystem ist Bestandteil des intelligenten Energiesystems
- Infrastruktur-Informationssystem hat Teil Zugriffskomponente
- Infrastruktur-Informationssystem hat Teil Kommunikationskomponente
- Infrastruktur-Informationssystem hat Teil Basiskomponente
Weitere Erläuterungen zum Begriff Infrastruktur-Informationssystem
Einordnung des Infrastruktur-Informationssystems in das intelligente Energiesystem
Die Informationsinfrastruktur stellt Digitalisierungsmittel zur Nutzung regionaler, erneuerbarer Energie, zur Steigerung der Energieeffizienz und für neue Mobilitätskonzepte sowie zur vernetzten Betrachtung dieser Themen bereit.
Die Smartness eines Energiesystems (Smart Energy System) basiert auf der Vernetzung der Komponenten der Energieinfrastruktur sowie der Bereitstellung der Basis für automatisierte und wissensbasierte Interaktionen der genannten Komponenten.
Die Digitalisierung der Energieinfrastruktur kann dabei Mehrwerte durch
- neue Kommunaldienste,
- die Unterstützung urbaner Planung und Simulation sowie
- Facility-Management und Smart Home
schaffen.
Die genannten Leistungen benötigen gemeinsame Daten und Dienste, die über Plattformen bereitgestellt werden können. Eine sichere, vertrauenswürdige Kommunikationsinfrastruktur, die sowohl im Energiesystem als auch im Mobilitätsbereich und anderen Lebensbereichen benötigt wird, kann Informationen zusammenführen. Gleichzeitig gewährleistet sie auch Privatheit und Schutz von Organisationsdaten durch eine selbstbestimmte Reichweite der Datenübermittlung innerhalb der Zellen (Gebäude, Stadtquartier, Stadt, Region) sowie über Zellgrenzen hinweg.
Es gilt, Autonomie, Privatheit sowie Verbundenheit und damit Regionalität trotz globaler Digitalisierung zu vereinen.
Nachfolgende Gliederung der Komponenten des intelligenten Energiesystems kann somit angewendet werden. In jeder Energiezelle wiederholt sich die Struktur dieser Komponenten, wobei durch Verbindung von Energiezellen der Stufe n und Hinzufügen einer neuen Komponente (z.B. gemeinschaftliches Managementsystem) eine neue eingebettete Energiezelle der Stufe n+1 entsteht.
Abbildung: Begriffsmodell zu Komponenten des intelligenten Energiesystems
Die Informationsinfrastruktur (synonym zum Infrastruktur-Informationssystem (IIS)) setzt sich aus nachfolgenden Komponenten zusammen:
- Zugriffskomponenten
- Kommunikationskomponenten
- Basiskomponenten (Plattformkomponenten)
Im Rahmen eines zellular gegliederten Energieorganismus bezeichnet der Bestandteil Smart Grid die gemeinsamen, vernetzenden Komponenten zur Verbindung von einzelnen Energiewandler-Komponenten als auch der Energiezellen.
Die Zugriffskomponenten umfassen Komponenten zum messenden und steuernden Zugriff auf Komponenten der Energieinfrastruktur. Zu den Messeinrichtungen werden hier sowohl die modernen Messeinrichtungen zur Verbrauchsabrechnung als Bestandteil intelligenter Messsysteme, interne Messeinrichtungen in der Liegenschaft (Submetering) als auch Messeinrichtungen im Energienetz und im Bereich der Netzbetriebsmittel gezählt. Der steuernde Zugriff erfolgt über Steuereinrichtungen, wobei Energiemanagement Gateways und Steuerboxen Beispiele für digitale Steuereinrichtungen in Liegenschaften sind.
Die Kommunikationskomponenten vernetzen die Energieinfrastruktur zur Übertragung von Informationen über Energieflüsse und zum Status von Komponenten. Dazu gehören Kommunikationsnetze und Kommunikationsbetriebsmittel.
Die Kommunikationsnetze bestehen aus Kommunikationskanälen zur Übertragung von Informationen sowie verschiedenen Kommunikationsknoten zur Lenkung und zur Übersetzung von Informationsflüssen (z.B. Modem, Router). Kommunikationskanäle können einerseits durch Kabel (leitungsgebundene Kommunikation) und andererseits durch drahtlose Verbindungen (leitungslose Kommunikation) gebildet werden.
Für Kommunikationsbetriebsmittel werden beispielhaft das Netzwerkmanagement zur Einhaltung von Service-Levels bei der Kommunikation als Grundlage einer hohen Versorgungssicherheit, die PKI-Infrastruktur zur Sicherung der Informationsübertragung und die Verwaltung von Netzwerkdomänen für das zellulare Energiesystem aufgeführt.
Für die Basiskomponenten (umschrieben auch durch Plattformenkomponenten, die Basisdienste und Basisinformationen anbieten) wird eine Gliederung in die nachfolgenden vier Gruppen vorgeschlagen:
- Austauschkomponenten
- Abwicklungskomponenten
- Datenkomponenten
- Interoperabilitätskomponenten
Austauschkomponenten ermöglichen die gemeinsame Sammlung und Aufbereitung von Informationen, die für zusammenwirkende Akteursgruppen von Interesse sind (z.B. Flexibilitäts-Kataster).
Abwicklungskomponenten können sich regelmäßig zwischen unterschiedlichen Akteuren wiederholende Prozessabläufe unterstützen. Dies betrifft zum Beispiel die Registry zur Bereitstellung von Adressierungen und Funktionslisten für Komponenten der Energieinfrastruktur, die Gateway-Administration, das Regel-Management bei konkurrierenden Zugriffen auf Komponenten der Energieinfrastruktur sowie die Abwicklungsdienstleistung bei vertraglich relevanten, automatisiert abgewickelten Prozessen mit Intelligenten Verträgen (z.B. auch bei Datenspeicherung zu Transaktionen in einer Blockchain).
Datenkomponenten stellen von verschiedenen Akteuren beim Betrieb von Energiesystemen gemeinsam benötigte Daten (z.B. Bilanzen, Prognosen, Messdaten, Geodaten) bereit. Daten sind dabei nicht zwingend in der Infrastruktur zu speichern. Sie werden je nach Bedarf in geschützter Weise empfangen und weiterverteilt, können jedoch bei entsprechender Vereinbarung auch verarbeitet und gespeichert werden. Daten werden als Informationen definiert, die in einer zur automatischen Verarbeitung geeigneten Weise dargestellt werden.
Interoperabilitätskomponenten bilden die Grundlage zur Nutzung gemeinsamer Datenmodelle und Kommunikationsprofile. Dies ermöglicht Interoperabilität beim Einsatz von Steuer- und Messeinrichtungen sowie Energiewandlern unterschiedlicher Hersteller. Kommunikationsprofile umfassen eine Menge von Kommunikationsprotokollen für bestimmte Anwendungsfälle unter Nutzung eineindeutig definierter, profilierter Teilmengen von Datenmodellen, um die automatisierte Abwicklung von Prozessen zu gewährleisten.
Zur Organisation der Informationsübertragung auf Basis gemeinsamer Sprachen gehören vereinbarte Protokolle (z.B. Kommunikations‑, Berechtigungs- und Verschlüsselungsprotokolle).
Verweise
[Kießling, A., & Arndt, S. (2020)] SINTEG-Projekt C/sells / DKE/DIN GAK 111.0.5. Draft zu Public available specification (PAS) Terminologie „Zelluläres, intelligentes Energiesystem. Frankfurt, April 2020